Zum Inhalt springen

Wilibald Alexis (Die Gartenlaube 1898/14)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Wilibald Alexis
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 451
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[450] Wilibald Alexis. Der deutsche Schriftsteller, dessen hundertster Geburtstag auf den 23. Juni d. J. fiel, hat auf dem Gebiete des historischen Romans Unvergängliches geleistet. Er wuchs in einer Zeit auf, da die deutsche Lesewelt für Walter Scott und seine der schottischen Geschichte entnommenen Romane schwärmte; ihn trieb es, zum Walter Scott der an heroischen Ueberlieferungen so reichen Geschichte seiner brandenburgischen Heimat zu werden. Wilibald Alexis ist der Dichtername für Wilhelm Heinrich Häring; er stammte von französischen Protestanten ab, die nach dem Edikt von Nantes in Preußen eine neue Heimat gefunden und hier ihren Familiennamen Harenc ins Deutsche übersetzt hatten. Am 23. Juni 1798 wurde er in Breslau geboren, doch kam er bald nach Berlin, wo er das Werdersche Gymnasium besuchte. Im Alter von siebzehn Jahren machte er den Feldzug von 1813 gegen Frankreich als Freiwilliger mit. Dann studierte er die Rechte in Berlin und wurde Kammergerichtsreferendar; aber er verließ bald die juristische Laufbahn, um sich ausschließlich der schriftstellerischen Thätigkeit zu widmen. Seine ersten Romane „Walladmor“ und „Schloß Avalon“ (1823 und 1827) waren direkte Nachahmungen Walter Scotts, und er ließ sie ohne seinen Namen, nur mit der Bezeichnung „Frei nach dem Englischen des Walter Scott von W … s“ erscheinen. Das Publikum ging auf die Mystifikation ein und der ungemeine Erfolg äußerte sich auch dadurch, daß das erstere Werk ins Englische übersetzt wurde. Dann schrieb er Novellen und Reisebriefe, die sich besonders durch lebensvolle Naturschilderungen auszeichneten. Für diese wählte er das Pseudonym Wilibald Alexis, nach dem Spitznamen, den er als Student in seiner Verbindung führte, einer Ableitung vom lateinischen alex, wie die Römer eine pikante Fischspeise nannten, die für sie die Bedeutung unseres marinierten Herings hatte. Unter diesem Namen gab er dann auch seine großen vaterländischen Romane, zunächst den „Cabanis“, heraus, Werke von selbständiger Erfindung, die durch ihre poetischen Eigenschaften an Scott erinnerten, ohne bloße Nachahmungen zu sein. Wie dieser hat es Alexis verstanden, die spannenden Begebenheiten, die er schildert, in innige Beziehung zu der eigentümlichen Kultur und Landschaft des Heimatbodens zu setzen; die wenig augenfällige Schönheit der Mark, die kraftvolle Eigenart ihres Volkstums hat er in diesen Romanen dem allgemeinen Verständnis erschlossen. Die berühmtesten derselben sind „Der Roland von Berlin“ (1840), wohl der trefflichste von allen, auch von Dramatikern mehrfach ausgebeutet, „Der falsche Waldemar“ (1842), „Die Hosen des Herrn von Bredow“ (1846–48), „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ (1854), „Isegrimm“ (1854) und „Dorothee“ (1856). Sie schildern Zeiten und Stoffe, die sich später in den patriotischen Dramen Wildenbruchs wiederfanden, aber während diese mit glänzendem Erfolg über die Berliner Hofbühne gingen, wurde den Romanen von Wilibald Alexis bei aller Anerkennung der Kritik nur eine mäßige Teilnahme des Publikums zu teil: die ersten und [451] besten fielen in die vormärzliche Zeit, wo man wenig Neigung hatte, sich in die Vergangenheit zu versenken, sondern nur einer freien Zukunft begeisterte Hymnen sang. Und die beiden späteren Romane, die in der Napoleonischen Zeit spielten, appellierten an eine patriotische Begeisterung, die in der dumpfen Reaktion der fünfziger Jahre fast erloschen schien. Dabei hatte der Dichter manche Seiten, die eigentlich einem großen Publikum willkommen sein mußten: der Herausgeber des „Neuen Pitaval“ (1842–63), dieser vielgelesenen Sammlung von Kriminalgeschichten, war wohlvertraut mit der Kunst, spannend zu erzählen. Wenig Glück hatte er mit den zahlreichen Unternehmungen und finanziellen Spekulationen, mit denen sich sein unruhiger Geist beschäftigte: ein großartiges Lesekabinett, eine Verlagsbuchhandlung, auch das Bad Heringsdorf, das seinen Namen trägt und jetzt ein glänzendes Seebad geworden ist, verschafften ihm nicht die Erträgnisse, die er sich von ihnen versprach. Als er sich 1856 eben in die thüringischen Berge zurückgezogen und in Arnstadt ein Tuskulum gegründet hatte, wurde er vom Schlage gerührt und so lebte er halbgelähmt in der anmutigen thüringischen Stadt bis zu seinem Tode am 15. Dezember 1870. Der Wert seiner brandenburger Romane ist seitdem immer allgemeiner anerkannt worden. †