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Wie ich bereits als kleiner Knabe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Wie ich bereits als kleiner Knabe
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 67–69
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[67]

48.


     Mel.: Krambambult, das ist der Titel etc.

     1. Wie ich bereits als kleiner Knabe, der mit den Spielgefährten ficht, geschwärmt für die Soldaten habe, so bin ich heute drauf erpicht, und sehne mich, den Tag zu seh’n, wo ich in Reih’ und Glied darf steh’n.

     2. Nichts geht mir über die Soldaten, nichts über Wehr- und Waffenpflicht, und wen daran ein Leibesschaden [68] verhindert, ist ein armer Wicht. Ich springe über Stein und Stock in meines Königs buntem Rock.

     3. Es war mein größter Wunsch auf Erden, das darf ich offen wohl gesteh’n, recht balde zwanzig Jahr zu werden, um mit zur Musterung zu geh’n; auch hoffte fest ich und bestimmt, daß man als Turner mich auch nimmt.

     4. Die Mutter steckte eine Rose in’s Knopfloch mir mit eig’ner Hand, und als ich ohne Badehose vor Arzt und Offizieren stand, da jauchzte laut ich auf vor Glück, als es nicht hieß: „Ein Jahr zurück!“

     5. Ich habe auch an jenem Tage, da laut man “tauglich!“ mich genannt – entschuld’gen Sie, wenn ich es sage! – mir einen Tüchtigen gebrannt und vor Begeist’rung mich zuletzt fast einem Schutzmann widersetzt.

     6. Ich kann es wirklich nicht erwarten (es dauert nur noch Tage jetzt), bis in des Dienstes Blumengarten ich fröhlich meinen Fuß gesetzt, bis ich (wie jubelt da mein Sinn!) auch wirklich eingekleidet bin.

     7. Ich werde eckig, wie ich glaube (man ist ja so was nicht gewohnt), wenn blank und stolz die Pickelhaube auf meinem Heldenhaupte thront, wenn meiner stattlichen Gestalt die blanke Waffe um man schnallt.

     8. Und zieh’ ich rüstig in die Weite mit meinem Magazingewehr, sei es zur Übung, sei’s zum Streite, so freue ich mich noch viel mehr. Ich habe auch bereits entdeckt, daß Commisbrot[1] wie Torte schmeckt.

     9. Ich brauche nicht erst zu beteuern, daß ich als Mensch, Soldat und Mann auf’s Stuben [69] und auf’s Abtrittscheuern mich recht von Herzen freuen kann. Wem solche Arbeit peinlich ist, der werde Communalgardist.

     10. Das deutsche Heer kann auf mich zählen, ich gehe gern (nicht resigniert), wenn man mich zum Kartoffelschälen und Möhrenputzen kommandiert. Ich bin mit Wollust jederzeit zu solchem Küchendienst bereit.

     11. Ich bin kein liederlicher Kunde und nehme keinen Rüffel krumm und fummle jede freie Stunde am meinem Lederzeug herum. Es wird gewaschen und geflickt, bis der Sergeant – zu Bett mich schickt.

     12. Wird mir von Eltern und Verwandten hausschlacht’ne Wurst (und so) geschenkt, frag’ ich zuerst den Herrn Sergeanten, wie über diesen Fall er denkt, und erst, wenn er das Zeug nicht mag, mach’ ich mir einen fett’gen Tag.

     13. Infolge meiner Fähigkeiten, durch Eifer, Disziplin und Kopf, bring ich es schließlich zum Gefreiten mit einem blanken Kragenknopf, und hab’ ich den, ist sicherlich kein Zivilist so stolz wie ich.

     14. Beim Klang der Trommeln und Trompeten, der Feuer in das Herz mir gießt, laßt mich die Ehrenbahn betreten, die sich nunmehro mir erschließt. Lebt wohl! Das Scheiden wird mir leicht. Ich bin Soldat. Es ist erreicht!


Anmerkungen (Wikisource)