Von den sieben Zechbrüdern
Ich kenne sieben lust’ge Brüder,
Sie sind die durstigsten im Ort,
Die schwuren höchlich, niemals wieder
Zu nennen ein gewisses Wort,
Nicht laut und nicht leise.
Es ist das gute Wörtlein: Wasser,
Darin doch sonst kein Arges steckt.
Wie kömmt’s nun, daß die wilden Prasser
Merkt auf! ich berichte
Die Wundergeschichte.
Einst hörten jene durst’gen Sieben
Von einem fremden Zechkumpan,
Ein neues Wirthshaus aufgethan,
Da fließen so reine,
So würzige Weine.
Um einer guten Predigt willen
Doch gilt es, Gläser gut zu füllen,
Dann sind die Bursche gleich erregt.
„Auf, lasset uns wandern!“
Ruft Einer dem Andern.
Bald steigt die Sonne drückend heiß;
Die Zunge lechzt, die Lippen glühen
Und von der Stirne rinnt der Schweiß:
Da rieselt so helle
Wie trinken sie in vollen Zügen!
Doch als sie kaum den Durst gestillt,
Bezeugen sie ihr Mißvergnügen,
Daß hier nicht Wein, nur Wasser, quillt:
O ärmliche Schwenke!“
In seine vielverwobnen Gänge
Nimmt jetzt der Wald die Pilger auf,
Da stehn sie plötzlich im Gedränge,
Sie irren, sie suchen,
Sie zanken und fluchen.
Derweil hat sich in finstre Wetter
Die schwüle Sonne tief verhüllt,
Es zuckt der Blitz, der Donner brüllt,
Dann kömmt es geflossen,
Unendlich ergossen.
Bald wird der Forst zu tausend Inseln,
Hier hilft kein Toben, hilft kein Winseln,
Er muß hindurch, der edle Chor.
O gründliche Taufe!
O köstliche Traufe!
Verwandelt oft in Quell und Fluß,
Auch unsre sieben arme Sünder
Bedroht ein gleicher Götterschluß.
Sie triefen, sie schwellen,
So, mehr geschwommen, als gegangen,
Gelangen sie zum Wald hinaus;
Doch keine Schenke sehn sie prangen,
Sie sind auf gradem Weg nach Haus;
Vom Felsen die Quelle.
Da ist’s, als ob sie rauschend spreche:
„Willkommen, saubre Brüderschaar!
Ihr habt geschmähet, thöricht Freche!
Nun seyd ihr getränket,
Daß ihr daran denket.“
So kam es, daß die sieben Brüder
Das Wasser fürchteten hinfort,
Zu nennen das verwünschte Wort,
In keinerlei Weise,
Nicht laut und nicht leise.