Junker Rechberger
Rechberger war ein Junker keck,
Der Kaufleut’ und der Wanderer Schreck.
In einer Kirche, verlassen,
Da thät er die Nacht verpassen.
Da hat er sich auf den Fang gemacht.
Ein Kaufzug, hat er vernommen,
Wird frühe vorüberkommen.
Sie waren geritten ein kleines Stück,
Die Handschuh hab’ ich vergessen
Auf der Bahre, da ich gesessen.“
Der Reitknecht kam zurück so bleich:
„Die Handschuh hole der Teufel Euch!
Es starren mir noch die Haare.
Er hat die Handschuh angethan
Und schaut sie mit feurigen Augen an,
Er streicht sie wohl auf und nieder;
Da ritt der Junker zurück im Flug,
Er mit dem Geiste sich tapfer schlug,
Er hat den Geist bezwungen,
Seine Handschuh wieder errungen.
„Und läßt du sie nicht zu eigen mir,
So leihe mir auf ein Jährlein
Das schmucke, schmeidige Pärlein!“
“Ein Jährlein ich sie dir gerne leih’,
Sie werden wohl nicht zerplatzen
An deinen dürren Tatzen.“
Rechberger sprengte von dannen stolz,
Er streifte mit seinem Knecht im Holz.
Da hören sie Pferdehufen.
Dem Junker hoch das Herze schlug,
Des Weges kam ein schwarzer Zug
Vermummter Rittersleute;
Und hinten trabt noch Einer daher,
Ein ledig Räpplein führet er,
Mit Sattel und Zeug staffiret,
Mit schwarzer Decke gezieret.
„Sag an! wer sind die Herren vom Zug?
Sag an, traut lieber Knappe!
Wem gehört der ledige Rappe?“
„Dem treuesten Diener meines Herrn,
Ein Jährlein, so ist er erschlagen,
Dann wird das Räpplein ihn tragen.“
Der Schwarze ritt den Andern nach,
Der Junker zu seinem Knechte sprach:
Es geht mit mir zur Neige.
Ist dir mein Rößlein nicht zu wild,
Und nicht zu schwer mein Degen und Schild:
Nimm’s hin dir zum Gewinnste,
Rechberger in ein Kloster ging:
„Herr Abt, ich bin zum Mönche zu ring,
Doch möcht’ ich in tiefer Reue
Dem Kloster dienen als Laie.“
Ich seh’ es dir an den Sporen an,
So magst du der Pferde walten,
Die im Klosterstalle wir halten.“
Am Tag, da selbiges Jahr sich schloß,
Rechberger sollt’ es zäumen,
Doch es thät sich stellen und bäumen.
Es schlug den Junker mitten auf’s Herz,
Daß er sank in bitterem Todesschmerz.
Man hat’s nicht wieder gefunden.
Um Mitternacht, an Junkers Grab,
Da stieg ein schwarzer Reitknecht ab,
Einem Rappen hält er die Stangen,
Rechberger stieg aus dem Grab herauf,
Er nahm die Handschuh vom Sattelknauf,
Er schwang sich in Sattels Mitte,
Der Grabstein diente zum Tritte.
Daß sie geben auf ihre Handschuh Acht,
Und daß sie fein bleiben lassen,
In der Nacht am Wege zu passen.