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Von Dresden nach Krakau 1697

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Kosten einer Reise von Leipzig nach Heidelberg im Jahre 1573 Von Dresden nach Krakau 1697 (1897) von Otto Richter
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900)
Ein merkwürdiger Brief
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[61]
Von Dresden nach Krakau 1697.
Eine Jubiläums-Erinnerung.
Diarium,
was bey Abschickung der von E. getreuen Landschafft von Ritterschafft und Städten des Churfürstenthumbs Sachßen und incorporirten Landen zu Ablegung an S. Churf. Durchl. zu Sachßen wegen erhaltener Königl. Pohlnischen Dignität allerunterthänigsten Gratulation und offerirten Präsents derer Herren Deputirten passiret ist,
gehalten von Christian Friedrich Knauthen.

Nachdem der Durchleuchtigste Churfürst zu Sachßen und Burggraff zu Magdeburg, Herzog Friedrich Augustus durch öffentliche Wahl zum Könige in Pohlen und Großherzogen in Litthauen von dortselbstiger Durchleuchtigster Republic declariret, auch darauff durch solenne Crönung confirmiret worden, achteten dero getreue Vasallen und Unterthanen des Churfürstenthumbs Sachßen und incorporirten Landen ihrer allerunterthänigsten Schuldigkeit zu seyn, S. Churfürstl. Durchl. als Könige durch eine gewiße Abschickung Etlicher Ihres Mittels, von Ritterschafft und Städten, zu der dießfalls erhaltenen Königl. Dignität allerunterthänigst zu congratuliren und darbey Ein freywilliges Präsent von Einhundert Tausend Thalern zu Bezeugung Ihrer allerunterthänigsten Devoir zu offeriren: Allermaßen auch dieses Negotium an Seiten der Ritterschafft denen Wohlgebohrnen Herren, Herrn Crafft Burghardt von Bodenhausen, auff Brandiß und Radiß, S. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Oberauffsehern und Steuer-Directorn der Graffschafft Hohnstein, und Herrn Friedrichen von Bünau, auff Püchen, Churfürstl. Sächß. Ambtshaubtmanne zu Eulenburg, und dann an Seiten derer Städte denen Hoch-Edlen, Vest- und Hochgelahrten, auch Hochweisen Herren, Herrn Johann Friedrich Falcknern, auff Praußwig und Gostewig, JCto Com: Palat: Cäsar: und wohlmeritirten Bürgermeistern in Leipzig, und Herrn Marco Dornblüthen, JCto und ebenmäßigen wohlmeritirten Bürgermeistern in der Churfürstl. Sächß. Residenz- und Haubtvestungs-Stadt Dreßden, communi Statuum consensu auffgetragen ward; welche sich auch darzu willig finden ließen und darauff ihre Reise von Dreßden aus nacher Crackau

den 7. Septembris st. v. als Dienstags

anstelleten, und auff der Post selbigen Mittag mit Vier Wagen, derer ieder mit Vier Pferden bespannet, nebst Neun Bedienten nacher

Hartha [Harthau]

gingen, daselbsten Sie, weil es bereits Tischzeit war, speiseten, und wurde bey Tische nichts sonderliches, weiln Sie wiederumb forteyleten, discuriret, Sie aber begaben sich sofort auff der Post bis nacher

Budißin,

allwo bereits frische Pferde parat stunden, die die Herren Deputirten nebst bey sich habenden Bedienten nacher

Roth-Kretzschmar

brachten. Allhier hielten Sie Abend-Mahlzeit, bei Tische wurde von allerhand Medicinischen Sachen, sonderlich von Herrn D. Falcknern geredet, am meisten aber des Herrn Prothonotarii Traubots gedacht, und sowohl seines geführten Lebens, als auch in selbigem von Ihme fürgenommenen Stückgen, lächerlich gefertigten Verßen und Epitaphien erwehnet; worzu ein [62] ieder derer Herren Deputirten das Seinige contribuirete und was davon zu halten raisonirte. Nach Tische legten Sie sich zur Ruhe, und wurde die Anstalt gemachet Morgends Mittwochs den 8. dito mit dem Frühesten auffzubrechen, welches sofort gegen Zwey Uhr geschahe, und kahmen Sie selbigen Tages Frühe gegen 7 Uhr nacher

Görlitz,

daselbst verweileten Sie sich nicht, sondern gingen alsobald (wiewohln nicht den ordinairen Post-Weg) von dar auff

Poncelau [Bunzlau][1]),

und weiln Sie daselbst nicht alsobald frische Pferde haben kunten, hielten Sie Mittags-Mahl, inzwischen war der Wirth bemühet, Pferde zu procuriren, die Er auch endlichen verschaffete. Allhier erfuhren die Herren Deputirten, daß Unser Gnädigster Churfürst numehro verwichenen Sontag, als den 5ten Septembr. st. v. solenniter gekröhnet worden were, welches ein Courrirer, so nacher Dreßden gegangen, versichert hette. Von dar brachen die Herren Deputirten auff und kahmen annoch selbigen Abend bis nach den

Hayn [Hainau],

so ein klein Städtgen ist und 2½ Meile von Liegniz liegt. Von dem Wirthe daselbst wurde die obstehende Avise, daß nehmlich ein Courirer durchgangen und daß die Cröhnung geschehen, ebenfalls confirmiret. Hier hielten die Herren Deputirten vor sich keine Abend-Mahlzeit; sondern discurireten mit dem Wirthe, welcher seiner Profession ein Fleischhauer war und lange Zeit in Pohlen gehandelt hatte, von der Pohlnischen Nation hin und wieder, der Wirth rühmete solche Nation, wie Sie nehmlich sehr tractabel wäre, seinem einfältigen Verstande nach, und machte von Ihrer Redligkeit viel Wesens (so man aber, bis man es anders erfuhr, an seinem Orth gestellet seyn ließ). Nach geendigten Discurs legten sich die Herren Deputirten schlaffen.

Donnerstags den 9ten hujus

brachen die Herren Deputirten gleich vorigen Tages gegen Zwey Uhr auff und kahmen selbigen Morgen mit Thorschluß nacher Liegniz, woselbsten Sie frische Pferde nahmen und sonder einigen Auffenthalt auff Neumarkt zugiengen, allwo Sie, weil es Mittag und Zeit speisens war, im Gasthoffe daselbst das Mittags-Mahl einnahmen. Allhier rencontrirte Sie ein in der Liegniz wohnhaffter Doctor juris, nebst einem Kauffmanne, die beyderseits in Breßlau gewesen und nacher Liegniz zurückreiseten, die affirmireten, daß die Cröhnung ohne einigen Wiederwillen und zu Unsers allergnädigsten Herrns Contentement glücklich von statten gangen were, meldeten aber darbey, daß der Prinz Conti gleich in Begriff were, mit 12000 Mann bey Danzig außzusezen, dahero S. Maj: der neugekröhnete König resolviret weren, alsobald und annoch diese Woche von Crackau nacher Warschau auffzubrechen, umb die Wiedriggesinneten ad obsequium zu bringen; welche Zeitung die Herren Deputirten, ihre Reise vollents bis nacher Breßlau zu beschleunigen, umb die rechte Beschaffenheit der Sachen zu erfahren, veranlaßete. Worauff Sie nach kurzer gehaltener Mahlzeit in wenig Stunden von dar nacher

Breßlau

kahmen und daselbst in das Wirthshauß der Rauten-Cranz genant, so von dem Herrn Kriegs-Rath Lemmeln Ihnen recommendiret war, einkehreten: Man zoge allhier alsobald Erkundigung ein, wie die Pohlnischen Affairen lieffen, wurde durch den Wirth, Herrn Nizschken genant, daß sowohl der Einzug als die Königl. Crönung den Septembr. gar glücklich und friedlich, wiewohl mit fast unaussprechlichen großen Gedrenge abgelauffen were, auch nechst dem die Stadt Crackau Ihrer Maj: gehuldiget und Sie deren Rathsherren bey solcher Huldigung zu Rittern geschlagen hetten, ex Relatione eines daselbstigen Rechtl. Procuratoris, so darbey gewesen, in mehreren vergewissert. Und ob man wohl von baldigem Auffbruch Ihrer Maj: nacher Warschau auch viel pro und contra redete, So hielten doch die Herren Deputirten, in Erwegung, daß der Reichstag seinen Anfang genommen, vor rathsamer, daselbst etwas zu subsistiren und Ihres aus Dreßden nacher Crackau abgeschickten Courirers zu erwarten. Des Abends wurde in dem Wirthshause gespeiset.

Freytags den 10ten hujus

Frühe Morgens ließ sich der Herr von Schmettau, umb denen Herren Deputirten eine Visite zu geben, anmelden, die auch solchen willig admittireten, und weiln nach beyder Theile abgelegten Complimenten, denen Herren Deputirten den berühmbten Dom (welcher zu regardiren Ihnen recommendiret war) zu besehen gelüstete und wohlermelter Herr von Schmettau die Herren Deputirten dahin zu bringen sich offerirte: So begaben Sie sich nebenst dem von Schmettau auff zwey Caroßen daselbsthin und befanden an der Dom-Kirche ein sehr kostbar und nach der alten Architectur sehr magnific auffgerichtetes Gebäude, worinnen viel kostbare und notable Capellen, in welchem unterm Altar des heyl. [63] Vincentii Gebeine in einem kostbaren Behältnis und des Cardinals Excell. Brustbild von Marmor auff einem gegen dem Altar über auffgerichteten Marmor-Postement, und außer derselben in der Sacristey der in vielen Gold- und Silbernen Statuen, auch einem mit vielen kostbaren Steinen versetzten großen Crucifix und anderen Pretiosis bestehenden Kirchen-Schaz, und nebst diesen Pretiosis sehr viel kostbare Casalen der Meß-Gewandte in sehr großer Menge gezeiget wurden, unter welchen letzteren Eines mit ziemblich großen Orientalischen Perlen über und über gesticktes sich befunde, von welchem man sagte, daß Ein ganzes Meß-Viertel solcher Perlen darauff weren. Nebst anderen schönen Kirchen und Klöstern mehr, so die Herren Deputirten damahls besehen, wurden Sie insonderheit auch in derer Herren Jesuiter unten an der Schmiede-Gaße neuerbauende Kirche geführet, welche wegen der herrlichen Italienischen Structur recht admirabel anzusehen, aber noch nicht zur Perfection gekommen war. Zum Auffbau sothaner Kirchen haben Ihre Königl. Maj: in Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachßen Sechzehentausend Species-Thaler verehret. Hierauff invitirten die Herren Deputirten den Herrn von Schmettau zum Mittags-Mahl, welcher dieses Ansinnen aus sonderbarer angebohrnen Höffligkeit nicht recusiren wolte. Bey Tische wurde von allerhand discuriret, sonderlich aber und mehrentheils von des iezigen Königs in Pohlen seiner vorgehabten Affaire zur Crone zu gelangen. Es versicherte sonst offt wohlermelter Herr von Schmettau, daß von diesem Vorhaben des iezigen Königes nebenst S. Keyserl. Maj: Er am aller Ersten Nachricht gehabt, allermaßen denn S. Keyserl. Maj: daß Er, der Herr von Schmettau, dem iezigen Könige sowohl von dem Pohlnischen Estat Nachricht ertheilen; alß auch selbigem mit benöthigten Geld-Spesen an die Hand gehen solte, eigenhändig angegangen, darbey versichernde, daß S. Keyserl. Maj: Ihme, dem Herrn von Schmettau, zu secundiren nicht ermangeln wolten. Fügte auch bey, daß der iezige König selbst Ihme umb Assistence angegangen, und hette Er mit Ihme familiarissime, und zwar tout seul, conversiret; wie Er denn die zu dieser Sache benöthigten Wexel alle übermachet und das Werck dergestalt secretiret, daß auch bis auff die letzte Stunde von Ihme Niemand das geringste erfahren: Wiewohl Er darbey referirete, auff was Maße Er durch seine nacher Franckreich habende Correspondenz, die am Französischen Hoffe führende Messures zur Crohne zu gelangen, durch den Ambassadeur de Schetteneff und Bischhoffen von Bollinar originaliter erhalten, und solche sofort S. Maj: dem iezigem Könige in Geheim communiciret hette. Gedachte da benebenst, daß Er S. Königl. Maj: zu unterschiedenen Mahlen vorgestellet, wie Sie einen sehr schlechten Tausch thäten, daß Sie das garstige Pohlen mit dero schönen Sachßen-Lande mutireten, welches zwar der König einräumen und gestehen müßen, daß sich seine Unterthanen über diese so geschwinde Veränderung sehr consternirt befinden und Ihme bedauern würden; es were aber numehro dahin gediehen, daß Er sein Propos zu ändern nicht vermöchte. Nach Endigung dieses und vieler raren Estats-Discursen wurde von des Prinzens Conti Landung zu discuriren angefangen, welcher aber dahero unterbrochen ward, indem der Herr von Schmettau zum Fürsten von Liechtenstein abgefordert und also diesen Discurs beyzulegen genöthiget wurde. Es ist sonst dieser Herr von Schmettau, seiner Extraction nach, ein Kauffmann, der in Wexel-Sachen große Dinge thut, ist von S. Keyserl. Maj: geadelt und darbey Churfürstl. Brandenburgischer Resident, als an welchem Churfürstl. Hoffe sein Herr Bruder die würckliche geheimbte Estats-Raths-Stelle bekleidet, und denen seitherigen Friedens-Tractaten im Haag und zu Reiswig Persönlich in solcher Qualität beygewohnet hat. Wie denn auch Er, der Herr Resident von Schmettau, durch sein vieles Reisen und noch habende große Correspondenz an viele Höffe eine so herrliche Wissenschaft in Estats-Sachen erlanget, daß Ihm, wann Er davon discuriret, mit Verwunderung zuzuhören ist, kan auch durch seine ungemeine Höffligkeit sich bey iedweden insinuiren und einem iedem nach Meriten begegnen: Weswegen Er bey denen Magnaten große Gnade und Acceß hat.

Kurz nach des offt wohlgenannten Herrns von Schmettau Disceß ließ selbiger die Herren Deputirten, umb sich zu revangiren, zur Abend-Mahlzeit invitiren, welche Höffligkeit zwar die Herren Deputirten zu decliniren trachteten, wurden aber doch aus vielen Ihnen beywohnenden Ursachen veranlaßet, darbey sich einzustellen. Es wurde allda honêt tractiret, iedoch auff Instanz derer Herren Deputirten nicht sonderlich getrunken, und also auch dieser Tag passiret.

Sonnabends den 11. hujus

Besuchte der Eine Mit-Deputirte, Tit: Herr D. Marcus Dornblüth insonderheit die in Breßlau befindlichen Lutherischen Kirchen, nebst dem Gymnasio zu St. Elisabeth, unterredete sich daselbst mit dem Herrn Rectore, Herrn Martino Hanckio, einem von Person nicht ansehnlichen Manne, wie auch mit dem Herrn Cantore, und zoge von beyden über ihres Status Ecclesiastici und Scholastici iezige Beschaffenheit nothdürfftige Erkundigung ein, womit er bis gegen Mittag, da derer Herren Deputirten aus Dreßden nacher Crackau abgeschickte Courirer von Crackau wiederumb zurück arrivirete, welcher bemelten Herren Deputirten, daß S. Maj: der König annoch in Crackau were und Sie zur Audience verlangete, in mit sich bringenden Brieffen Nachrichtlich [64] hinterbrachte. Worauff bemeldte Herren Deputirte nebenst Ihren bey sich habenden Bedienten gegen drey Uhr Nachmittags von Breßlau nacher Crackau zu gehen sich erhuben, auch so Tags als Nachts solche Reise fortsezeten und bis nacher Crackau continuireten. Auff solcher Tour passirete nichts remarquables, außer daß die Herren Deputirten den Königl. Pohlnischen Prinz Jacob (so zu Olau[2] in dem von Keyserl. Maj: Ihme verpfändeten Fürstenthumb sich befande) zu sehen bekahmen, indem Er mit bey sich habenden Cavalliers und Dames auff eine unweit davon gelegene sehr einträgliche Mühle spazieren fuhre.

Dienstags den 14. dieses

Langeten die Herren Deputirten in Crackau[3] an, wurden von dem Königl. und Churfürstl. Cammer-Fourirer, Herrn Michael Mattheußen, unweit vom Königl. Schlosse in eine sogenannte Retirade, darinnen sonst unterschiedene Vicarii zu wohnen pflegen, einlogiret und bekahmen vor sich und Ihre Bediente Vier überaus schlechte und mit Geströde sehr angefüllete Stuben ein. Sie kleideten sich, nachdem die Zimmer nur ein wenig gesäubert, sobald an und wartteten Ihro Excell. dem Herrn geheimbten Rath von Beüchling auff, mit dem Ersuch, Ihnen sowohl bey Ihrer Königl. Maj: als hochfürstl. Durchl. dem Herrn Bischhoff von Raab Audience zu procuriren: Welcher sich auch darzu willig finden ließ und annoch selbigen Nachmittag denen Herren Deputirten bey Ihrer Hochfürstl. Durchl. Acceß verschaffete. Bey Selber statteten die Herren Deputirten sofort ihr unterthäniges Compliment ab und ersucheten Dieselbe anbey umb Procurirung baldiger Audience bey S. Königl. Maj:, die sodann nach abgelegten Gnädigen Gegen-Compliment die Herren Deputirten aller Assistence versicherten.

Mittwochs, den 15. hujus

Hielten sich die Herren Deputirten zu Hause in Hoffnung zur Audience zu gelangen, wie Sie dann auch durch den Fourirer gegen Ein Uhr Mittags nach Hoffe gefordert worden. Weiln aber S. Königl. Maj: mit denen Pohlnischen Affairen bis umb Zwey Uhr empeschiret waren und darauff alsobald zur Taffel gingen, kunte die Audience Ihren Fortgang nicht gewinnen. Die Herren Deputirten wurden hierauff an Ihro Hochfürstl. Durchl. des Herrn Bischhoffs von Raab Taffel gezogen, und nachdem nach geendigter Taffel Ihre Königl. Maj: durch höchstermelten Herrn Bischhoffs Hochfürstl. Durchl., daß Sie die Herren Deputirten auch selbigen Tags, so gerne als Sie gewolt, nicht vor sich laßen könten, anderweit allergnädigst eröffnen lassen, wurden Sie Tags darauff wiederumb zur Auffwarttung beschieden.

Diesen Tag wurde von denen Pohlnischen Landtbothen der Starosta Mysky aus Litthauen zum Landbothen-Marschall communi praesentium Statuum consensu elegiret und hielte selbiger den Nachmittag vor S. Maj: (als die in dem Senat auff einem erhabenen Throne, die Vornehmbsten von Geist- und Weltlichen Senatoren aber auff Carmosinroth sammetenen Stühlen saßen) eine in Lateinischer Sprache wohlgesetzte und annehmlich anzuhörende Oration, darinnen Er sowohl S. Maj: zu erlangter Cron allerunterthänigst gratulirete, als des Reichs Angelegenheiten dero hohem Directorio und Entscheidung mit reciprocirlicher Versprechung allerunterthänigsten Treue und Devotion recommendirete.

Eben diesen Tag verlangeten die Polacken im Senat, daß S. Königl. Maj: die bey Ihrer deutschen Armée sich befindenden Evangelischen Feldt-Prediger dimittiren solten: So aber S. Maj: abschlugen; und wolte verlauten, ob hetten die Sächß. Trouppen bereits resolviret gehabt, wenn derer Polacken Ansinnen deferiret werden solte, Compagnienweise durchzugehen.

Donnerstags den 16. dieses

Gegen Ein Uhr wurden die Herren Deputirten durch den Hoff-Fourirer nach Hoffe zur Audience geruffen, und als Ihre Königl. Maj: außm Senat in Begleitung aller hohen Cron-Officierer und Senatorn in dero Wohn-Zimmer geführet worden, in Gegenwarth aller dieser hohen Cron-Officianten durch Ihrer Königl. Maj: sehr prächtig meublirte Antichambren in dero innerstes Zimmer und sogenantes Apartement, so nach der Casimir-Stadt hinauß gelegen, eingeführet, worinnen höchstgedachte Ihre Maj: sich nebst des Herrn Bischhoffs von Raab Hochfürstl. Durchl. ganz allein befunden. Da dann die Herren Deputirten, nach gemachten allerunterthänigsten Reverenz, durch Ihren Herrn Prinzipal-Mit-Deputirten, Herrn Crafft Burghardten von Bodenhausen, [65] zuförderst Ihre Gratulation abstatteten, und das allerunterthänigste Präsent mit Übergebung der von der sämbtlichen Landschafft Ihnen anvertraueten Schrifft offerireten. S. Maj: höreten die Gratulation mit entblößetem Haubte und unterm Arme haltenden Huthe ganz Gnädigst an, nahmen auch das allerunterthänigste Präsent mit allergnädigster Bezeigung auff und ließen darauff durch des Herrn Bischhoffs von Raab Hochfürstl. Gnaden die Gegenrede an die Herren Deputirten verrichten und Sie dero Königl. und Churfürstl. Gnade versichern: Wie denn S. Maj: nach geendigtem Actu mit denen Herren Deputirten selbst mündlich redeten, und nach ein und dem andern von dero Churfürstenthumbs und Landes Zustande kürzlich, dabeneben aber und vornehmlich nach dero Königl. Frau Gemahlin, wo Sie sich bey derer Herren Deputirten Abreise befunden hette, fragten und sodann Sie wiederumb allergnädigst dimittireten.

Wehrender Audience hatte ein Sächß. Fehndrich, so die Wacht unterm Schloßthore gehabt, mit etlichen Polacken eine kleine Rencontre, welche sofort in des Königs Vorgemach drängeten und von S. Maj: dieserwegen Satisfaction prätendireten, so auch Ihre Maj: thaten und den Fehndrich zu Stillung des Tumults in Arrest bringen ließen.

Nach geendigter Audience giengen S. Maj: zur Taffel und wurden die Herren Deputirten gleich den 15. hujus wiederumb an Ihro Hochfürstl. Durchl. des Herrn Bischhoffs Taffel gezogen. Sobalden S. Königl. Maj: von der Taffel auffgestanden, ritten Sie vor das Thor, umb sich in etwas zu divertiren, hielten sich aber nicht lange auff, sondern kahmen zeitlich wieder in dero Residenz-Schloß.

NB. Diesen Tag waren die Herren Senatores auffm Reichstage beysammen, da unter andern wegen des Previngtons sehre disceptiret wurde, ob hette Er contra Pacta conventa gehandelt und die von S. Maj: vormahls und ante coronationem offerirten Präsente theils nicht gänzlich, theils zur Ungebühr und ungleich ausgetheilet und S. Königl. Maj: aus Unwißenheit dahin verleitet, daß Sie contra Pacta conventa und wieder das Herkommen die verledigten Königl. Cron-Beneficia zwey und dreyfach an Eine Familie conferiret hetten, dahero Sie Ihn, den Prevington, sofort todt, oder von Ihme Satisfaction haben wolten. Es versicherte auch ein gewißer Polacke, daß schon Zwey von Ihnen dem Prevington, vermittelst Aufflegung zweyer Finger auffs Crucifix, den Todt schwehren wollen, so aber noch verwehret worden were. Immaßen sich dann auch ein Pohlnischer Cavallier in der Antichambre des Königs, in Gegenwarth des Keyserl. Abgesandten und derer Herren Deputirten, mit großer Importunität ungescheuet vernehmen ließ, daß Sie sich von dem Teutschen Joche bald wiederumb loß machen wolten.

Freytags den 17. hujus

Hatten die Herren Deputirten bey Ihrer Hochfürstl. Durchl. dem Herrn Bischhoff von Raab Audience, allwo Sie um allergnädigste Expedition Ihrer Angelegenheiten ansucheten, der auch Ihrem Petito zu deferiren und das Werck bey Ihrer Maj: zu möglichster Beförderung zu recommendiren versprach.

Sonnabends den 18ten

Wurde von denen Herren Senatoren kein Reichstag gehalten, sondern es waren nur die Herren Landbothen beysammen. Und weiln solchen Tag das Fest des heyl. Wenceslai gleich einfiehl und feyerlich begangen ward, giengen S. Majestet mit einem sehr starken Gefolge in die Meße und nach derselben Endigung begaben Sie sich wieder in Ihr Gemach. Sonsten wurde dieser Tag mit Auffwartten bei Hoffe passiret.

Sonntags den 19. dieses

fuhren S. Maj: nach der Stadt in die Kirche, die von vielen teutschen und Pohlnischen Cavallieren, wie auch von dero Sächß. Fuß- und reitenden Trabanten begleitet wurden. Nachmittags blieben S. Maj: ebenfalls im Gemach.

Diesen Tag waren die Herren Deputirten bey dem Herrn General und Graffen von Löwenhaubt und dem Herrn Ober-Post-Meister in Crackau, wie auch bey Monsieur Loo Handels-Manne daselbst zur Mittags-Mahlzeit. Nachmittags unterließen die Herren Deputirten nicht Ihre Depeschirung bey Ihrer Hochfürstl. Durchl. dem Herrn Bischhoff von Raab nochmahls zu urgiren, wie nicht weniger den Herrn geheimbten Rath von Beüchling und den Herrn geheimbten Secret. Beyern ebenfalls mit fleißigen Auffwartten darumb anzugehen, die aber die Unmögligkeit vorschüzeten und die Herren Deputirten zur Patience anmahneten.

Montags den 20ten

kunte die Abferttigung derer Herren Deputirten noch weniger vor sich gehen, sintemahln die Herren Senatores und Landbothen sich selbigen Tages conjungireten und zusammenkahmen; dahero S. Maj: in den Senat gehen und beyder Raths-Collegiorum gefaßeten Schluß anhören mußte. Unter wehrenden Senat geschahe von einem Polacken, so ein nichtswürdiger Kerl war, ein Schuß nach einem Teutschen, welcher auff dem obersten Gange des Schloßes nebst des Herrn Bischhoffs von Raab Gemach stund. Welches S. Maj: sehr ungnädig empfunden und dieserhalben Erkundigung einzuziehen alsofort anbefahlen, da denn der Thäter alsobald in Arrest gebracht wurde: Man sagte, daß er des Schußes halber, weiln Er auff dem Königl. Schloß-Hoffe geschehen, den Kopff verlieren dürffte.

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Dienstags den 21ten

Wohneten S. Maj: gleich vorigen Tages dem Senat bey und wurde sofort der Reichstag geschloßen und zu S. Königl. Maj: großen Satisfaction zu Ende gebracht, darinnen sich die sämbtlichen Pohlnischen Stände, so viel deren anwesend, und, wie man dafür hielt, wohl über Einhundert-Tausend Mann zu Pferde auffbringen können, vor den König erklähreten, und auffs erste Auffgeboth zu erscheinen sich obligireten. Weiln nun zwey Auffgeboth bereits geschehen, müßen Sie sich auffs dritte ohnfehlbar stellen. Ihro Maj: sind zwar intentioniret mit der teutschen Armée annoch diese Woche auffzubrechen und gegen Warschau zu gehen, so aber noch nicht gänzlich feste gesezet ist.

Nach Endigung des Senats divertirten sich Ihre Maj: mit einer Spazierfarth auf den Königl. Garten (so der vorige König anlegen laßen und noch ziemblich hübsch zu sehen seyn soll).

Diesen Tag ermangelten die Herren Deputirten ebenfalls nicht, ihre Dimission zu urgiren. Weiln nun die Herren Deputirten außer Ihrer Dimission bey S. Königl. Maj: wenig mehr zu verrichten hatten, wurden Sie schlüssig, das berühmte Pohlnische Salz-Werck, so Ihnen von vielen vornehmen Officierern und insonderheit von dem Herrn Kriegs-Rath und General-Kriegs-Zahl-Meister Herrn Lemmeln recommendiret war, zu besehen. Wannenhero Sie

Mittwochs den 22ten

sich dahin begaben. Es lieget zwey Stunden von Crackau, und ist ein klein Berg-Städtgen, so Vilisca [Wieliczka] genennet wird, daselbst wurden die Herren Deputirten zu dem so genanten Superintendenten gebracht, welchem Sie Ihr Desiderium eröffneten. Er war höfflich und brachte die Herren Deputirten sofort zu dem Premier-Officianten oder Ober-Inspectorn vom Salz-Werck und recommendirete Sie de meliori. Dieser war nicht weniger willig (sintemahln er gut teutsch redete) denen Herren Deputirten zu gratificiren, und machete alsobald die Anstalt, daß die benöthigten Bergkleider herbeygeschaffet und die Herren Deputirten nachgehends in die Salz-Grube gebracht wurden: Die Bedienten von dem Ober-Inspectore, derer Viere waren und Pohlnisch Latein redeten, führeten die Herren Deputirten sofort eine steinerne schöne Wendel-Treppe, so aus Vierhundert Vier und Viertzig Stuffen bestunde, hinunter, von dar brachten selbige Sie durch einen ausgeschahleten Gang, welcher über Zweyhundert und mehr Schritte lang war, worinnen viele hundert Väßgen Salz lagen. Hierauff wurden Sie in die Salz-Gruben, da das Salz gehauen wird, geführet, und zeigete man Ihnen daselbst, wie und auff was maße solches Taffelnweise, auff die 12 Ellen hoch, 5 Ellen breit und 3 Ellen dick mit eisernen Keilen zu großen Wänden abgebicket wurde. Es ist solches Salz fast härtter, als Unsere Sand-Steine, dahero auch die Salz-Bergheyer mehrere Mühe als etwa bey Unß die Berg-Leuthe, das Erz abzubicken, haben. Sie haben bereits zwey Capellen nebst aller Zugehör aus puren Salze ausgehauen, so admirabel anzusehen ist, sind auch gleich im Begriff dergleichen Canzel zu ferttigen, so zur baldigen Perfection kommen wird. Sie hatten Ihro Maj: den iezigen König Herrn Friedrich Augustum bereits in Lebens-Größe, mit dero völligen Talar, Crone auff dem Haubte, wie auch dem Reichs-Apffel und Zepter in der Hand, ebenfalls aus Salze gehauen, welches Sie Ihme S. Maj: bey dero Hineinkunfft ins Salz-Werck präsentiren wollen. In sothanem Salz-Werck, so in die Fünffhundert und Fünffzig Ellen tieff ist, befinden sich continuirlich Fünfundzwantzig Pferde, die darinnen arbeiten müßen, haben Ihren Stall eben so tieff, und ist selbiger wie ein Gewölbe aus Salze gehauen. Man findet darinnen sowohl frische als faule Waßer, deren das letztere sehr tieff, und wenn man aus denen tieffesten Klüfften einen Stein hinein wirfft, zehlet man wohl Dreyßig, eher der Stein plumpet.

Wie nun die Herren Deputirten dieses Miraculum Poloniae nebst anderen darbey sich befindlichen Sachen (so zu beschreiben zu lang werden dürffte) betrachtet hatten und wohl Einehalbe Meile unter der Erden herumbgegangen waren, wurden Sie an einem Seile, woran Ihrer Drey und zwantzig klebeten und von Sechß Pferden obenwerts gezogen ward, durch den Gepel wiederumb heraußgebracht. Die Fahrt währete eine gute halbe Stunde, und schäzeten die Salzbergheyer die Höhe des Gepels auff Fünffhundert Ellen. Hierauff nahmen die Herren Deputirten ihren Abschiedt und begaben sich, nach hin und wieder ziemblich hohen abgestatteten Honorariis, wiederumb nacher Crackau.

Selbigen Tages gegen Abend machte der Eine Mit-Deputirte, Tit: Herr D. Marcus Dornblüth, bey Ihrer Hochfürstl. Gnaden, dem Herrn Bischhoff von Raab, seine Auffwarttung und suchete nochmahls nomine omnium DD. Deputatorum umb Dimission an, S. Hochfürstl. Durchl. behielten wohlermelten Herrn Dr. Dornblüthen bey der Taffel und versicherten die Abferttigung so bald es nur möglich.

Donnerstags den 23 ten

Erhielten die Herren Deputirten Ihre Dimission und zugleich die auff das wegen des Churfürstenthumbs Sachßen übergebenes allerunterthänigstes Supplic allergnädigste Resolution, so an Seiten derer Herren Deputirten nach Wunzsch und secundum Petita gefallen war. Zu Bezeugung um S. Königl. Maj: Gnade gegen die Herren Deputirten (welchen Sie bald Anfangs [67] durch den Herrn geheimbten Rath von Beüchling, daß von Ihrer Maj: ieder dererselben eine Gnade bitten solte, allergnädigst zu entbiethen laßen, und keiner derselben sich dießfalls etwas unternehmen mögen) wurde denen Herren Deputirten von der Ritterschafft der Cammerherr-Schlüßel, denen von den Städten das Prädicat als Königl. Rath von des Herrn Bischhoffs Hochfürstl. Durchl. allergnädigst conferiret, welches beyde Theile füglich nicht ausschlagen kunten, sondern solches mit allerunterthänigsten Danke acceptiren mußten.

Sodann nahmen die Herren Deputirten, sowohl von dem Herrn Bischhoff Hochfürstl. Durchlaucht (der zwar Selbige annoch zur Taffel Mittags invitirte, welche Gnade aber Sie gehorsambst deprecirten) als S. Excell. dem Herrn geheimbten Rath von Beüchling gehorsambsten Abschied, danketen vor verspührete und erwiesene respective Gnade und Affection und macheten sich sofort zu Ihrer Abreise wiederumb ferttig. Solche geschahe nun selbigen Tages Nachmittags umb drey Uhr mit großen Vergnügen. Und weiln auff der Post keine Pferde mehr zu bekommen waren, wurden die Herren Deputirten genöthiget, etliche Fuhrleuthe, so aus Breßlau in Crackau sich damahls auffhielten, zu dingen, welche die Herren Deputirten bis nacher Breßlau bringen solten. Es fuhren die Herren Deputirten annoch selbigen Abend bis

Creschewitz [Krzeszowice]

so drey Meilen von Crackau lieget. Allda rencontrirten Sie die aus dem Marggraffthumb Ober-Lausitz nacher Pohlen gleichfalls abgeordnet gewesenen Herren Deputirten, welche selbigen Tages ebenermaßen ihre Dimission erhalten; Sie hielten beyderseits in dem sogenandten Wirthshause zusammen kalte Küche, so viel iede Compagnie bey sich hatte. Bey Tische wurden allerhand Discurse geführet, und sowohl von beyder Theile Herren Deputirten gehabten Expedition, als auch derer in Crackau seltenen Begebenheiten geredet.

In diesem Wirthshause sahe es schlimb aus und regierete Schmahlhannß darinne dergestalt, daß man auch mehr nicht als Eintzige Kanne Bier (so noch darzu wie Leimpfüze aussahe) bekommen kunte, welche unter Vier und zwantzig und mehr Personen ziemblich wenig zu seyn schien, war auch übrigens wenig Bequemligkeit, die Ruhe allda zu pflegen, vorhanden: Dahero weiln das Accommodement denen Herren Deputirten aus Sachßen sehr unbequem fiehl, Sie sich gegen Ein Uhr selbigen Nacht wiederumb auff Ihre Wagen begaben und Ihre angetretene Reise continuireten.

Freytags den 24ten Mittags speiseten Sie ebenfalls von ihrer bey sich habenden kalten Küche in

Leschwitz

Daselbst war es mit dem Geträncke noch schlechter als am vorigen Orthe bestellet, sintemahl man da gar nichts von Bier haben kunte, und dahero eine Limmonade von Waßer und Citronen zu kochen, umb den Durst zu stillen, genöthiget wurden. Hier hielten sich die Herren Deputirten nicht lange auff, sondern eyleten nach kurz gehaltenen sogenandten Frühstück, wiederumb fort.

Abends gegen Sieben Uhr arrivirten die Herren Deputirten unter continuirlichen Regen in

Tarnewitz,

Woselbsten es wegen des Accommodements an Speiß und Tranck etwas beßer schiene, allermaßen man noch da den Magen zu sättigen bekommen kunte und sodann die Ruhe zu pflegen Gelegenheit hatte.

Bey der Abend-Mahlzeit discurireten die Herren Deputirten von Ihren Schulstückgen (sintemahln Sie allerseits die Schul Pfortta frequentiret hatten) und erzehlete ein ieder dem andern sein Fortun und Unglück, auch was ein ieder auff der Schule practiciret.

Sonnabends den 25ten

brachen die Herren Deputirten gleich vorigen Tages Frühe umb Zwey Uhr auff, und langeten Mittags in

Strehlitz

an, allhier hielte man Mittags-Mahl und wurde übrigens wenig discuriret. Nach Tische sezten Sie sich zu Wagen und fuhren bis in das Nacht-Quartier, allwo sich die Herren Deputirten alsobalden zur Ruhe begaben, ohne daß Sie was von Speise zu sich nahmen.

Sontags den 26ten Morgens frühe gegen drey Uhr machten sich die Herren Deputirten wiederumb auff den Weg und continuireten ihre Reise bis

Schierngast
[4],

daselbst speiseten Sie Mittags. Wehrenden Mittags-Mahl arrivirte ein Sächs. Rittmeister Nahmens Carpenter auff der Post und brachte aus Crackau mit, wie daß ein Moßcowitischer Courrirer ankommen were, und von dem Tzaar aus Moßcau eine Ordre an S. Königl. Maj: in Pohlen mitbracht hette, die Er, der König, unterschreiben solte, Krafft welcher Sie befugt seyn möchten, mit in parat stehenden Viertzig Tausend Mann in Litthauen einzufallen, zu sengen und zu brennen, umb dardurch die Wiedriggesinneten Polacken zu gewinnen; S. Königl. Maj: aber hetten solches noch zur Zeit nicht eingehen, sondern es lieber noch Vierzehen Tage differiren wollen, immaßen auch die Polacken allerunterthänigst darumb gebethen, daß man ihre Brüder mit dergleichen Proceduren annoch verschonen möchte, in Hoffnung, es würden sich selbige binnen der [68] Zeit wohl submittiren. Widrigen Falls solte die überschickte Ordre vollzogen werden.

Von Schierngast giengen Sie wiederumb ab und kahmen gegen Abend in

Brieg[5]

an, daselbst Sie in dem Wirzhause zum Hirsch genandt einkehreten und nach eingenommener Abend-Mahlzeit sich zur Ruhe begaben.

Montags den 27 ten

Brachen die Herren Deputirten in der Frühe gewöhnlicher maßen auff und setzeten ihre Reise bis Breßlau fort, woselbsten Sie Nachmittags umb drey Uhr anlangeten und in ihrem vorigen Logier zum Rauten-Cranze einkehreten, worinnen viele Sächß. Cavalliers und Officiers sich befanden.

Dienstags den 28 ten passirten die Herren Deputirten von Breßlau per posto wiederumb ab und giengen selbigen Tages bis nach

Liegnitz,

allwo Sie in dem schwarzen Adler einkehreten und nach eingenommener Mahlzeit daselbst übernachteten.

Mittwochs den 29 ten reiseten Sie drey Posten bis

Lauba [Lauban],

daselbsten Sie wegen des anhaltenden unauffhörlichen Regenwetters über Nacht zu bleiben genöthiget wurden. E.E. und Wohlweiser Rath daselbst ließ die Herren Deputirten durch den Herrn Bürgermeister Richtern und den Syndicum becomplimentiren und Ihr Geschenke an etlichen Flaschen Wein (so noch ziemblich schmeckete) offeriren, Sie auch hernach im Posthause mit unterschiedenen Speisen tractiren.

Donnerstags den 30 ten

Beschleunigten die Herren Deputirten ihre Reise bis Budißin, daselbsten Sie bey Herr Friedrich Arnsten über Nacht blieben, und also

Freytags den 1. October

vergnügt und felici cum successu wiederumb in Dreßden arrivirten, auch solcher Gestalt ihre vorgehabte Reise endigten.

Weiln nun sothane Zurück-Reise etwas schleunig fortgienge und unterwegens man wenig Zeit übrig hatte, was remarquables zu observiren, über dieses auch von denen Herren Deputirten nichts sonderliches discuriret wurde, hat man solcher Gestalt wenig gefunden, so zu notiren meritiret hätte.

(Original im Rathsarchive unter G. I. 4.) 

  1. Poncelau ist ein alt Keyserl. Städtgen, der Rath ist Catholisch, die Bürgerschafft aber meistens Evangelisch darinne, die Kirche so ganz neu wiederumb erbauet, haben die Catholiquen inne. Sonsten sollen sich die Evangelischen und Catholiquen noch ziemblich wohl vertragen. Es ist aber dieses sonderlich, daß die Catholiquen derer Evangelischen! Leichen und Verstorbene beerdigen, tauffen auch ihre Kinder, wenn aber die Lutheraner Ihre Leichen anderer Orthen begraben oder Ihre Kinder tauffen laßen, müßen Sie denen Catholiquen ebenfalls die Gebühren entrichten.
  2. Ohlau ist zwar ein kleiner, doch gar reinlicher Orth, liegt lustig und in planitie, hat ein hübsch Schloß und sind die Häuser noch gar fein angelegt.
  3. Cracau ist eine große und mehr in der Länge als Breite gelegene Stadt, liegt lustig in planitie, fast wie Dreßden, hat ein hübsch Schloß, so ziemblich hoch liegt, inwendig sind marmorsteinerne Treppen und die Königl. Zimmer noch wohl ausgebauet. Die Stadt von Häusern ist altväterisch gebauet, und die meisten gestützet, außer die darinnen sich befindenden Klöster. Das Pflaster ist so beschaffen, daß man ohne Sorgen den Wagen zu zerbrechen durch die Stadt nicht fahren kan, wie man dann s. v. in dem Kothe bis über die Schue gehet, und ist solche Stadt capabel Herrn von Lüttichauens Raisonnement nach 200 000 Fuder in das Feld zu stellen, und die Stadt dennoch wohl besezet zu behalten. Die Inwohner außer dererjenigen, so etwa von Condition sind, sind säuisch, diebisch und wüsthafftig. Ihre meiste Handlung bestehet in Pflaumen und Pirnen, dergl. Sie in großer Menge haben, und solche Jubelen auch bis an des Königs Gemach zu feilen Kauffe tragen. Bey solcher Stadt fließet der Weichßel-Strohm, so ohngefähr wie die Elbe groß ist, ziemblich geschwind, nach Warschau zu, vorbey.
  4. Hier kunte man dem Wirth den Nahmen Schierngast summo jure beylegen, indem die Herren Deputirten vor schlecht und wenig Eßen vor sich und Ihre Bedienten prave zahlen mußten.
  5. Allhier schien es, ob weren der Wirth zu Schierngast und dieser ehemals in einem Weinkeller oder Wirthshause Cameraden gewessen, sintemahln Sie beyde über einen Kamb puzeten.