Kosten einer Reise von Leipzig nach Heidelberg im Jahre 1573

← Johann Christoph Glaser, Kurfürstl. Sächs. Kriegsrath und Professor beim adeligen Kadettenkorps

Kosten einer Reise von Leipzig nach Heidelberg im Jahre 1573 (1897) von Otto Richter Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900)

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Kosten einer Reise von Leipzig nach Heidelberg
im Jahre 1573.

Joachim von Mordeisen, der älteste Sohn des 1572 verstorbenen Dr. Ulrich von Mordeisen, des rühmlich bekannten Kanzlers des Kurfürsten Moritz, sollte zu Michaelis 1573 die Universität Heidelberg beziehen. Magister Wichmann Cossel, wohl sein bisheriger Informator, war beauftragt, ihn dorthin zu bringen, und ihnen beiden schloß sich noch ein junger Adeliger an, Junker Trauerland von Bernstein. Sie nahmen bei einem Leipziger Fuhrmann eine Kutsche mit drei Pferden, zu deren Bedienung außer dem Kutscher noch ein Stalljunge mitfuhr. Die Reise von Leipzig bis nach Heidelberg dauerte vom 10. bis zum 20. September, am 21. wurden die beiden Junker an der Universität inskribirt, am folgenden Tage trat der Magister die Rückreise an und am 1. Oktober traf er wieder in Leipzig ein. Zur Deckung der Reisekosten hatte er von Barthel Scherl, einem Verwandten des jungen Mordeisen (dessen Mutter eine geborne Ursula Scherl aus Leipzig gewesen war), 50 Thaler mitbekommen, der junge Bernstein hatte 25 Thaler beigestenert, aber die Zehrung belief sich auf 87 Thaler 6 Groschen, so daß der Anschlag um 12 Thaler 6 Groschen überschritten wurde. M. Cossel stellte bei seiner Rückkunft ein genaues Verzeichniß der Ausgaben auf und fügte diesem als Belege die Rechnungen von sämmtlichen 34 Gasthöfen, wo sie gespeist und übernachtet hatten, bei. Diese Schriftstücke (im Dresdner Rathsarchive unter A. XXIV. 67 a. aufbewahrt) sind für die Kenntniß des Reisens in damaliger Zeit nicht ohne Werth. Zahlreiche Namen von Gasthöfen sind uns darin überliefert. Bemerkenswerth ist es, daß in keiner der vielen Gasthausrechnungen ein Betrag für Zimmermiethe angesetzt ist. Der Wirth ließ sich von ihnen nur bezahlen, was sie verzehrt hatten; Stallmiethe hingegen war üblich. Ein Groschen für den Hausknecht war alles, was sie an Trinkgeld aufwendeten; nur in Frankfurt, wo sie sich einen ganzen Tag und zwei Nächte aufhielten, schenkten sie ausnahmsweise der Wirthin einen Thaler. Bemerkenswerthe Erlebnisse kommen in den Rechnungen naturgemäß nur vereinzelt zur Erscheinung: in Naumburg wurden die Reisenden von Schülern angesungen, in Jena haben sie die Bibliothek, in Erfurt die große Domglocke besichtigt.

Nachstehend wird die Reiserechnung des M. Cossel im Wortlaut mitgetheilt. Was den einzelnen Posten in Klammer beigefügt ist, sind Auszüge aus den Gasthausrechnungen; für die Orte Naumburg und Geisa sind die Gasthausrechnungen unverkürzt wiedergegeben.

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Vortzeichnus, was auff Joachimi Mordeisens und Traurlandi von Bernsteins Reise von Leiptzig aus gehn Heydelberg vortzeret worden, vom 10. Septemb. Ao. 73 antzufahen.

	Thlr.	gr.	₰.
Zur Naumburg Nachtlager, zum Grünen Schilde	2.	10.	–.
(Auff 5 Personnenn unnd 3 Pferde zur Naumburgk bey mir Elisabett Wackerine vorzcertt, denn 10. Sep. Anno 1573: 18 gr. 3 Personnenn vor Eßenn unnd Drinckenn, 10 gr. vor 2 Personnenn Eßenn unnd Drinckenn, 20 gr. vor Haffer, 3 gr. Rauchfutter, 6 gr. denn Cantoribus, 1 gr. Dranckgeldtt. Summa 2 Thlr. 10 gr.)
Den 11. Septemb. zu Jhena zur Gulden Sonnen (Philip v. Herden, Wirtt zu Jhena) Tag und Nacht	2.	18.	–.
Dem Bibliothecario die Liberei des Orts zu sehenn	–.	6.	–.
Den 12. zu Weimar beim Gregor Heroldt (Cirriyacus Herolt) zu Mittage	1.	12.	–.
Nachtlager zu Erffurd zum Weinvaß (Christoff Zuberlein?)	2.	7.	6.
(3 gr. 6 ₰. die grosse Glocke daselbst zu sehen)
Am 13. zu Gotha zu Mittag zur Silbern Schellenn (Jochim Goltstein)	1.	10.	–.
Nachtlager zu Eisenach zum Roten Hirß	3.	5.	6.
Den 14. zu Vach zu Mittag beim Wirt zum Engel	1.	20.	–.
Das Nachtlager zur Geys	2.	21.	–.
(Zehrung zur Geiß, das Nachtlager den 14. Septembris Anno 73. 36 gr. fur 6 Mas Haber uf 3 Pferde, 3 gr. zu Stalmit, 36 gr. vor die Kost, 12 gr. vor 4 Kannen Wein, 1 gr. vor Schmer, 1 gr. dem Haußknecht Tranckgelt, das macht zusammen 2 Thaler 21 gr.)
Den 15. zu Fulda zu Mittag zum Gulden Stern (Valten Stopffel)	2.	11.	6.
Nachtlager zum Newhoff	3.	2.	8.
Den 16. zu Steinaw an der Straßen zu Mittag	1.	8.	–.
Das Nachtlager zu Wertheim	2.	22.	4.
Den 17. zu Rodebach zu Mittag	1.	21.	6.
(Von dannen bei Steinheim am Mayn lassen ubersetzen, davon 3 gr. 6 ₰.)
Das Nachtlager zu Franckfurt bei Claus Stalburger, den 18. doselbst vorharret den gantzen Tag und Nacht	10.	1.	–.
(Dem Hausknechtt ein Baczen, item hatt der Magister der Frauenn verertt eyn Daller.)
Den 19. zu Mittag zu Ahrheilgenn (Ludwig Jochim Breydorff [?] Wirt)	1.	12.	2.
Das Nachtlager zu Betschen beim Hans Eisenleffel	3.	18.	2.
Den 20. gehn Heydelberg, Gott Lob, glucklich ankommen und in die Herberge zum Hirß eingekart, den 21. und 22. biß gehn Abendt doselbst vorharret und vortzeret	11.	9.	1.
(Den 21. Septemb. 12 gr. dem Hern Rectori, das sie in album Academiae eingeschrieben.)
Am 22. von Heydelberg ausgefahren gehn Hohensachssen anderthalb Meil. Nachtlager.	2.	4.	6.
Den 23. zu Mittag zu Betschen	1.	–.	6.
Das Nachtlager zu Darmsted	2.	15.	–.
Den 24. zu Franckfurt am Mayn zu Mittag	1.	18.	–.
Nachtlager zu Niddern Welstadt	2.	18.	2.
Den 25. zu Hungen zu Mittage	1.	14.	–.
Nachtlager zu Gronborg beim Heinrich Kempff (Goldschmid, Wertt zu dem Bonden Leben [Bunten Löwen?] zu Gronborgk)	2.	4.	2.
Den 26. zu Eßfeldt oder Alßfeldt zu Mittage	1.	21.	2.
Nachtlager zu Breytenbach unterm Hirßberge (Conradus Fischer gnant Jungel)	2.	4.	4.
Den 27. zu Hirßfeldt (Herman Gerwigk, Gasthaltter) zu Mittage	–.	20.	7.
Nachtlager zum Berge an der Werre.	2.	2.	2.
Den 28. zu Eisenach zum Roten Hirß zu Mittag	1.	3.	–.
Nachtlager zu Gotha zur Silbern Schelle	1.	19.	–.
Den 29. zu Erffurdt Tag und Nacht	2.	17.	–.
Den 30. zu Eckersberge (Barthel Teubener) zu Mittage	–.	21.	6.
Nachtlager zur Naumburg zum Grünen Schilde	1.	16.	–.
Den 1. Octob. zu Lützen beim Hans Koy zu Mittage	–.	22.	6.
Den Abendt zu Leiptzig.
Summe der Zehrung	87.	6.	–.
Furn Kutschen und Pferde	16.	12.	–.
Thut summa summarum	103.	18.	–.