Vincentii Gebeine in einem kostbaren Behältnis und des Cardinals Excell. Brustbild von Marmor auff einem gegen dem Altar über auffgerichteten Marmor-Postement, und außer derselben in der Sacristey der in vielen Gold- und Silbernen Statuen, auch einem mit vielen kostbaren Steinen versetzten großen Crucifix und anderen Pretiosis bestehenden Kirchen-Schaz, und nebst diesen Pretiosis sehr viel kostbare Casalen der Meß-Gewandte in sehr großer Menge gezeiget wurden, unter welchen letzteren Eines mit ziemblich großen Orientalischen Perlen über und über gesticktes sich befunde, von welchem man sagte, daß Ein ganzes Meß-Viertel solcher Perlen darauff weren. Nebst anderen schönen Kirchen und Klöstern mehr, so die Herren Deputirten damahls besehen, wurden Sie insonderheit auch in derer Herren Jesuiter unten an der Schmiede-Gaße neuerbauende Kirche geführet, welche wegen der herrlichen Italienischen Structur recht admirabel anzusehen, aber noch nicht zur Perfection gekommen war. Zum Auffbau sothaner Kirchen haben Ihre Königl. Maj: in Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachßen Sechzehentausend Species-Thaler verehret. Hierauff invitirten die Herren Deputirten den Herrn von Schmettau zum Mittags-Mahl, welcher dieses Ansinnen aus sonderbarer angebohrnen Höffligkeit nicht recusiren wolte. Bey Tische wurde von allerhand discuriret, sonderlich aber und mehrentheils von des iezigen Königs in Pohlen seiner vorgehabten Affaire zur Crone zu gelangen. Es versicherte sonst offt wohlermelter Herr von Schmettau, daß von diesem Vorhaben des iezigen Königes nebenst S. Keyserl. Maj: Er am aller Ersten Nachricht gehabt, allermaßen denn S. Keyserl. Maj: daß Er, der Herr von Schmettau, dem iezigen Könige sowohl von dem Pohlnischen Estat Nachricht ertheilen; alß auch selbigem mit benöthigten Geld-Spesen an die Hand gehen solte, eigenhändig angegangen, darbey versichernde, daß S. Keyserl. Maj: Ihme, dem Herrn von Schmettau, zu secundiren nicht ermangeln wolten. Fügte auch bey, daß der iezige König selbst Ihme umb Assistence angegangen, und hette Er mit Ihme familiarissime, und zwar tout seul, conversiret; wie Er denn die zu dieser Sache benöthigten Wexel alle übermachet und das Werck dergestalt secretiret, daß auch bis auff die letzte Stunde von Ihme Niemand das geringste erfahren: Wiewohl Er darbey referirete, auff was Maße Er durch seine nacher Franckreich habende Correspondenz, die am Französischen Hoffe führende Messures zur Crohne zu gelangen, durch den Ambassadeur de Schetteneff und Bischhoffen von Bollinar originaliter erhalten, und solche sofort S. Maj: dem iezigem Könige in Geheim communiciret hette. Gedachte da benebenst, daß Er S. Königl. Maj: zu unterschiedenen Mahlen vorgestellet, wie Sie einen sehr schlechten Tausch thäten, daß Sie das garstige Pohlen mit dero schönen Sachßen-Lande mutireten, welches zwar der König einräumen und gestehen müßen, daß sich seine Unterthanen über diese so geschwinde Veränderung sehr consternirt befinden und Ihme bedauern würden; es were aber numehro dahin gediehen, daß Er sein Propos zu ändern nicht vermöchte. Nach Endigung dieses und vieler raren Estats-Discursen wurde von des Prinzens Conti Landung zu discuriren angefangen, welcher aber dahero unterbrochen ward, indem der Herr von Schmettau zum Fürsten von Liechtenstein abgefordert und also diesen Discurs beyzulegen genöthiget wurde. Es ist sonst dieser Herr von Schmettau, seiner Extraction nach, ein Kauffmann, der in Wexel-Sachen große Dinge thut, ist von S. Keyserl. Maj: geadelt und darbey Churfürstl. Brandenburgischer Resident, als an welchem Churfürstl. Hoffe sein Herr Bruder die würckliche geheimbte Estats-Raths-Stelle bekleidet, und denen seitherigen Friedens-Tractaten im Haag und zu Reiswig Persönlich in solcher Qualität beygewohnet hat. Wie denn auch Er, der Herr Resident von Schmettau, durch sein vieles Reisen und noch habende große Correspondenz an viele Höffe eine so herrliche Wissenschaft in Estats-Sachen erlanget, daß Ihm, wann Er davon discuriret, mit Verwunderung zuzuhören ist, kan auch durch seine ungemeine Höffligkeit sich bey iedweden insinuiren und einem iedem nach Meriten begegnen: Weswegen Er bey denen Magnaten große Gnade und Acceß hat.
Kurz nach des offt wohlgenannten Herrns von Schmettau Disceß ließ selbiger die Herren Deputirten, umb sich zu revangiren, zur Abend-Mahlzeit invitiren, welche Höffligkeit zwar die Herren Deputirten zu decliniren trachteten, wurden aber doch aus vielen Ihnen beywohnenden Ursachen veranlaßet, darbey sich einzustellen. Es wurde allda honêt tractiret, iedoch auff Instanz derer Herren Deputirten nicht sonderlich getrunken, und also auch dieser Tag passiret.
Besuchte der Eine Mit-Deputirte, Tit: Herr D. Marcus Dornblüth insonderheit die in Breßlau befindlichen Lutherischen Kirchen, nebst dem Gymnasio zu St. Elisabeth, unterredete sich daselbst mit dem Herrn Rectore, Herrn Martino Hanckio, einem von Person nicht ansehnlichen Manne, wie auch mit dem Herrn Cantore, und zoge von beyden über ihres Status Ecclesiastici und Scholastici iezige Beschaffenheit nothdürfftige Erkundigung ein, womit er bis gegen Mittag, da derer Herren Deputirten aus Dreßden nacher Crackau abgeschickte Courirer von Crackau wiederumb zurück arrivirete, welcher bemelten Herren Deputirten, daß S. Maj: der König annoch in Crackau were und Sie zur Audience verlangete, in mit sich bringenden Brieffen Nachrichtlich
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/66&oldid=- (Version vom 9.7.2024)