Um ’n Kreuzer Nichts
(Nihilum album.)
Meister Knieriem hatte nächten,
Als die Schuster weidlich zechten,
Allzutief geguckt in’s Glas.
Und die Augen, dick geschwollen,
Da er auf dem Schemmel saß.
Und umsonst war alles Reiben.
Teufel, das kann nicht so bleiben!
Heute just brauch’ ich des Lichts.
In die Apothek’, und kaufe
Flugs mir um ’n Kreuzer Nichts.
Und es war mit einem Sprunge
Draußen schon der Schusterjunge,
Fern schon ihn der Meister dachte,
Als er plötzlich, aber sachte
Bis zur Thüre wiederkehrt.
Meister, was? – was sollt’ ich holen? –
Tauber Hund und Taugenichts!
Holen sollst du Augenkleister,
Tölpel, um ’n Kreuzer Nichts!
Um ’n Kreuzer Nichts! flog summend
Er wie eine Bremse fort.
Doch bald leget sich die Eile,
Und er kommet mittlerweile
Junggesellen, voll Verlangen,
Wollten allda Fische fangen,
Konnten keine Gräte fahn.
Um ’n Kreuzer Nichts! indessen
Und sieht’s Angeln sich mit an.
Tagedieb, geh deiner Wege!
Schallt es, und es knallen Schläge
Auf den Buckel kreuz und queer.
Je, was soll ich denn nu sagen? –
Sage: morgen fangt ihr mehr!
Morgen fangt ihr mehr! so geht er
Lallend weiter; doch bald steht er
Einen Sünder bringt man eben,
Den zum Tode von dem Leben
Man geschwind befördern will.
Ihn ein Schlag in das Genick.
Hier bist du der Narrheit ledig;
Gott sei diesem Sünder gnädig:
Also sprich! du Galgenstrick.
Flutscht er, gern der Prügel ledig,
Und bleibt da, so lang’ es währt.
Weiter ziehend eine Strecke,
An der Galgenwiesenecke,
Gott sei diesem Sünder gnädig!
Dummer Junge, untersteh dich!
Rupft ein altes Weib ihn hier.
Solche Gotteslästerungen!
Gleich sprich: Pfui, du garstig Thier!
Pfui, du garstig Thier! nun schreit er,
Geht, es wiederholend, weiter
Einem Liebespärchen nach;
Zu der scheinbar schönen Spröden
Das verliebte Herrchen sprach.
Pfui, du garstig Thier! begleitet
Er, der hinter ihnen schreitet,
Sich das Herrchen, und entsetzlich
Haut er auf den Gimpel ein.
Schuft! was wagst du hier zu brummen?
Oder ich zermalme dich!
Dieser wischt die blut’ge Nase,
Klaubt den Kreuzer aus dem Grase,
Sieht ihn an und wundert sich.
Schluchzt er unter lautem Flennen,
Was ich gar noch sagen soll. –
Nichts du sagen sollst. – Ja, richtig!
Um ’n Kreuzer Nichts! und flüchtig
Läuft und kauft den Augenkleister,
Und kommt endlich heim zum Meister,
Der, den Riemen schwingend schon,
Gleich dem Donner, kommt entgegen,
Ihm bezahlt den Botenlohn.