Die Vorbedeutung
Kryps erwacht, und nieset kräftig
Dreimal in den Tag hinein:
Heute ist mein Glück geschäftig,
Ein Geschenk wird, ruft er, mein!
Heute schenkt gewiß, ich wette,
Röschen Kuß und Jawort mir:
Darum schleunigst hin zu ihr!
Schon im Traume krähte nächtlich
Ochsen stießen sich beträchtlich:
Das zeigt Gunst der Schönen an.
Hab’ die Maulschell’ auch empfangen,
Träumend auf die vollen Wangen:
Wie das Traumbuch deutlich weist,
Kryps, damit er nichts verpasse,
Setzt den Rehfuß stracks in Lauf;
Doch, als Erstes auf der Gasse,
Warnt er selbst sich; aber freundlich
Sieht gewiß die nächste aus,
Und er kehrt zurück in’s Haus.
Durch das offne Fenster kam
Bald ein Stieglitz eingeflogen,
Lieblich singend, sanft und zahm.
Kryps jetzt greift nach seinem Hute,
Schnell zu Röschens Wohnungsort; –
Aber Röschen war nicht dort.
Nach dem nahen Rosengarten
Ging sie in dem Morgenthau.
Meint der Glücksheld pfiffig, schau;
Über Feld führt ihn die Straße:
Husch! da laufet queer ein Hase
Über seines Zieles Bahn,
Schafe, die da kommen, weichen
Überdies zur linken Hand.
Bei dem zwiefach schlimmen Zeichen
Hat er flugs sich heimgewandt,
Und geneigten Anverwandten;
Höflich laden sie ihn ein,
Heut ihr Mittagsgast zu sein.
Da man Röschen auch erwartet,
Hält das Ding für abgekartet,
Preist die Zeichen des Geschicks.
Doch um Mittag, welch ein Schrecken!
Siehet er die Tafel decken,
Der Gedecke dreizehn stehn.
Dreizehn! Nein! hier kann die Myrthe
Mir nicht segensreich erblühn.
Er entschuldigt sich beim Wirthe,
Welche nun allmählig kamen,
Fröhlich Platz am Tische nahmen,
Röschen an des Nachbars Hand,
Der den Weg zum Herzen fand.
Denket nur an sein Geschick;
Schreibt ein Briefchen unterdessen,
Bittet drinn um einen Blick;
Sieben? Was? Das wäre schön!
Kryps beschließt, um Acht zu gehn.
Acht Uhr schlägt’s; da wird ihm endlich
Seines Tages Fatum wahr.
Kryps den Drang der Liebe dar.
Ach! zu spät, sprach sie; so eben
Hab’ ich Herz und Hand vegeben. –
Und so ward, des Niesens werth,