Zum Inhalt springen

Turnier auf dem Rathhause

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Ernst Deecke
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Turnier auf dem Rathhause
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 250–251
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Lübeck
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[250]
136. Turnier auf dem Rathhause.

1478 ist Fräulein Katharine, Herzog Albrechts zu Sachsen Tochter, mit 800 Pferden nach Dänemark gebracht, und hat Herrn Hans, des Königs ältesten Sohn, zum Gemahl genommen. Und nach gehaltener Hochzeit sind die Fürsten, Herren und Grafen aus Dänemark nach Lübeck gezogen mit 360 Pferden, und von Einem Rath mit aller Ehr und Herrlichkeit gar stattlich empfangen.

Und ist den Herren zu Gefallen der Markt mit Sand belegt und zu einer Stechbahn gemacht, also daß sie auch scharf rennen dürfen. Auf dem Rathhause aber ist ihnen samt ihren Frauen und Jungfern ein köstlich Bankett zugerichtet, dazu auch die Vornehmsten der Stadt mit ihren Weibern und Töchtern in festlicher Kleidung gekommen. Da floß der Wein und der Lautertrank und das fremde Bier, und gab es Apothekenconfect und Krude die Menge, und die Trompeten schmetterten in den Tanz. Und waren alle lustig und fröhlich.

Das hat Herrn Albrecht trefflich wohl gefallen, ausgenommen, daß die Weiber auf den Gassen und in dem Weinkeller sogar dahergingen mit tiefverschleierten Angesichtern; weshalb er Einen Rath vermahnt: sie möchten solchen Mißbrauch abschaffen, da er den frommen und [251] züchtigen Frauen zu Kühnheit und Verwegenheit Ursach geben, die Unzüchtigen aber in ihrer Thorheit bestärken könnte.

Solche Vermahnung nahm Ein Rath sehr freundlich an, und verbot das Umlaufen der Weiber mit verhülltem Angesicht. Deß ist der Herzog so lustig geworden, daß er mit einem Meklenburgischen Ritter, Herrn Johann Maltzan, sich heimlich verabredet, sich in der Stille davon gemacht, und in Eil gerüstet hat; und also zu Pferde auf das Rathhaus hinaufgeritten ist. Und daselbst haben sie auf dem langen Gemach vor allen Gästen ein Treffen auf ihren Pferden gethan; und ist der Ritter durch den Fürsten hinuntergestoßen.

Gleich danach aber hat der Fürst in seinem Stechzeug und Helm mit einer Gräfin getanzt, und der Ritter mit des Burgemeisters Tochter; dessen sich alle verwundert. Das geschah auf S. Ursula Tag.

Freitags aber nach der 11,000 Mägde Tag sind sie alle wieder von dannen weggezogen, ein jeglicher in seine Heimath.

Bemerkungen

[396] Lautertrank – würzhaftes Mischgetränk. Krude – überzuckertes Gewürz.