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Topographia Sueviae: Krumbach

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Topographia Germaniae
Krumbach
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 112–114.
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[112]
Krumbach /

Ein freyer / vnnd schöner Marcktfleck / sampt einem Schloß darinn / oberhalb dem Vöhlischen Schloß Newburg / an der Kamlach gelegen / vnd einem Tyrolischen Grafen von Liechtenstein gehörig / dahin man / von Vlm / durch Weissenhorn / bey dem Closter Rockenburg vorüber / vnd vber die Güntz / 4. Meilen rechnet; von dannen man zum Brandbronnen / ins gemein das Krumm- oder Krumbacher Bade genandt / ein ViertelStund / vnd noch ferners ein Stund zum Closter Auersperg / oder Vrsperg / hat: deme gedachtes Bad zuständig ist. Es hat solches / so an einem sehr lustigen Orth / vnnd Ende eines grossen Buchwalds / gelegen / vnd auß einem Berg / von grawen / ringen / vnnd wunderlichen Steinen / so gleich den Gipssteinen / etwas waich seyn / vnd sich zerschneiden lassen / gantz besetzt ist / fliessen thut / von den besagten Steinen meistentheils / vnd auch vom Nitro, seine Krafft hat / trücknet / vnd zusammen zeucht / vor diesem D. Martin Ruland / gewester Pfaltzgräfischer Medicus zu Laugingen; vnd hernach An. 1642. auff Begehren Herrn Herrn Matthaei / deß Heil. Reichs Praelaten / vnd Aebbten zu Vrsperg / etc. (so dasselbe / nach dem es im vorigen Krieg verwüstet worden / wider repariren / vnd mit allerhand Notturfft versehen lassen / ) Herr D. Jacob Eckholt / besteller Physicus der ReichsStatt Memmingen / etc. mit folgenden Worten beschrieben: Dieser Brandbronn / wie durch viel vnd manigfaltige / so vieler Jahren her Erfahrung probiert worden / ist gut vnd nutzlich / so wol darinnen gebadet / vnnd damit gewaschen / als auch solchen getruncken / für nachfolgende Seuchen vnd Gebrechen. Ins gemein:

Für alle kalte / feuchte vnd Phlegmatische / innerliche vnd eusserliche Kranckheiten. Für kalte Flüß / vnd allerley flüssige Anligen deß gantzen Leibs. Absonderlich aber für Hauptkranckheiten / so von Kälte vnd Feuchte herrühren / als: Für den Schwindel vnd Schlag / Hauptwehe / Catarrhen / oder Flüß; schwache Gedächtnuß / Nachttrutten / vnd dergleichen.

Für dunckle / blöde / feuchte / vnd trieffende Augen / vnd deren Schmertzen.

Für die Mundfäule / vnd darauß entstehenden schmeckenden Athem / auch für Zahn- vnd Halßwehe / vnd deren / wie auch der Zungen / deß Zahnfleisches / vnd ZäpflingsGeschwulst vnd Geschwären / damit gegurgelt vnd gewaschen.

Für Magen Erbrechen / Vnwillen vnnd Vnlust zum essen; auch für den Hundts / oder ohnersättlichen Hunger.

Für das Grimmen; für die Bauchflüß oder Durchbruch; sonderlich getruncken.

Für die kalte vnd feuchte Leber / vnd deren Schmertzen, auch für kalte Miltzsucht; für die Gelsucht; für alle kalte Geschwulst / vnd Wassersucht / Ascites vnd Anasarca genandt.

Für das Lenden- vnd Ruckenwehe; Grieß vnd Nierenstein.

Für den Harnfluß / so man den Harn nit behalten kan.

Für den Wasserbruch vnd Nabelbruch: Außgang deß Maßdarms / vnnd für dessen Jucken / Beissen / Schrunden vnd Schwürung.

Für Manns- vnd Weibsgliedgebrechen / für den Schlier.

Für krumme Glieder; für müde vnd erschlagene Glieder, für Lähme vnnd Erstarren der Glieder / vnnd deren Vnempfindlichkeit.

Für kalt Podagram vnd Hüfftwehe; für Zittern der Händ. [113] Für allen vnmässigen Blutfluß / Blutspeyen / Blutharnen. Zuvil flüssen der Ruckader / Blutruhr vnnd dergleichen / getruncken.

Für Nasenbluten / damit gewaschen.

Für zu viel Schwitzen.

Für Rauden / Rufen / Krätz vnnd Jucken der Haut; beissen der Händ; Zittermal oder Zitrachten / Blattern / Schafblattern / Schertzen / angehenden Aussatz.

Für Außschlechten vnd Blätterlein deß Angesichts / damit gewaschen.

Für den Grind; für Flechten / Milben vnd Schuppen im Haar / damit gezwagen; Item / für Haar außfallen; Laußsucht.

Für Feigwartzen / Fisteln; für allerley Geschwär.

Für böse / offne / erfrörte Füß / vnd andere erfrörte Glieder.

Für den Gestanck deß Leibs / als der Füssen / Ychsen / etc.

Für kalte vnd Phlegmatische Fieber.

Fürn Kropff.

Für Hundsbiß / etc.

Insonderheit aber / ist dieses herrliche Wasser sehr gut vnnd nutzlich für allerley Weiber-Gebrechen vnnd Kranckheiten: Als für den weissen Fluß; Item / so sie zu viel oder zu wenig / oder gar nicht flüessen / bringt die natürliche Monatzeit / macht fruchtbar / vertreibt alle Mutterkranckheiten / vnd Schmertzen. Ist gut für die kalte // vnreine / feuchte / vnnd schlipfferige Gebärmutter. Hilfft denen / die zu frühe gebären; die Flüß tragen / vnnd denen in der Geburt mißlingt. Oder auch sonsten langwürige Kranckheiten haben: Disen dient dieses Bad wunderbarlich wol.


Das trincken deß Badwassers
betreffend.

Obwoln von Theils alten Medicis, für vntaug- vnnd schädlich gehalten worden / wegen deß Gips / darab es lauffen soll / so bezeugts doch die vielfältig tägliche Erfahrung / daß es den jenigen / so mit rechter Maß vnd Ordnung trincken / nicht allein nicht schädlich / sondern auf viel Weg ersprießlich ist. Hat ein zusammenziehende Krafft / ohn alle Erkält- vnd Verletzung deß Leibs, strangulirt vnnd würget / oder stecket nicht; hat wegen deß vermischten Salpeters auch ein durchtringende Krafft; stärcket den Magen / vnnd inwendige Glider; trücknet auf die böse Feuchtigkeiten / vnd verzehret dieselben.

Es hält auff / vnnd stopfft oder stellet alle vnordentliche Bewegungen deß Geblüts vnd anderer Humorn; dahero es dienstlich ist wieder die Ruhren vnnd Blutflüß / Blutspeyen / vnd Harnen / vnnd dergleichen.

I. Wer diß Bad gebrauchen wil / soll zuvor den Leib gebührender massen purgiren / vnnd erheischender Notturft zur Ader lassen in 4. oder 5. Tag hernach zu baben anfangen.

II. Soll im Anfang sich nicht vberbaden / sondern sein sittsamb / mit wenig Stunden anfangen / auffsteigen / dann fort baden / biß er sauber vnnd gesundt worden am Leib / alsdann gemächlich außbaden.

III. Soll nicht zu heiß / vnnd nicht zu tieff baden; sondern im einsitzen vnd außgehen / soll das Bad nicht zu heiß seyn.

IV. Soll die Kräfften wol in acht nehmen; so vil baden / als dieselbe wol erleiden können / sonsten das Bad nicht recht würcken kan.

V. Soll die Verstopffung deß Leibs fleissig verhüten / vnd mit guten Mitteln derselben begegnen.

VI. Soll deß Wassers nicht allzuviel vnd vbermässig trincken / sonderlich weil er im Bad sitzt / vnnd etwan hitzig ist / oder grossen Durst hat.


Auß dem Archiv der alten Docu-

menten deß Gotts-Hauß

Vrsperg / etc.

Anno Domini M. CCCXC. floruit Do. Ulric. mil. de Ellerbach. (qui habuit moram & dominium in Hispelsperg non longè à . . . . . . habuit uxorem veneralem Do. Adelhaiden de Rota. ingenuam & honestate vitae, ipse Do. Ulric. mil. profectus in negotio suo, tandem reversus malè suspicabatur de uxore, qui vehemens [114] mens irruit in eam, quae fugiens in stabulum; at ipse clausit ostium, & obstruxit, ac eam sic combussit, quae delata ad monasterium Wettenhausen, ubi in Capella quiescit, non sine opinione sanctitatis. Occasione hujus mulieris emersit fons & balneum salubre praecipuè mulieribus; in sylvâ verò pridem fuit Capella in memoriam rei gestae.

Im Jahr deß Herrn 1390. Florirte H. Vlrich von Ellerbach / Ritter / etc. wonhafft zu Hilpelsperg / nicht von . . . . . . Hatte zur Ehefraw Adelhaiden / gebohrne von Roth / Adeliche vnd ehrlichen Wandels. Als er aber in seinem Geschäfft verreyset / zu seiner Anheimskunfft / von erstgemeldt seiner Ehefrawen einen bösen Argwohn geschöpfft / hat er im gähen Zorn Sie verfolgt. Sie jme aber entwichen / vnd sich in ein Stall (oder Schewrn) verborgen. Er aber hat Sie darinn verschlossen / vnd also erbärmlich verbrennt. Deren verbrenter Leichnamb oder Reliquien, nacher dem Closter Wettenhausen geführt worden / allda Sie in der (Ellerbachischen Begräbnuß) Capell rastet / vnd vor Heilig geachtet wird / etc. Occasione, vnd wegen dieser Frawen (ich verstehe / zu Bezeugung jrer Vnschuld) ist entsprungen dieser Brunn / (deßwegen noch heutiges Tags der Brandbronn; sonsten aber wegen deß nächstgelegenen berümbten Marcktfleckens Krumbach / das Krumbad genandt) vnd dises obbeschribne den Weibsbildern sonderlich heilsame Bad. Darbey im Wald längst ein Capell zur Gedächtnüß dieser Geschicht erbawet worden.