Topographia Palatinatus Rheni: Zweybrücken
Es ligt das Land / so von dieser Stadt den Namen im Waßgöw / oder Waßigöw / oder Regione Vosagica, so mit dem jetzt genanten Westerreich / (so doch auch das Waßgöw ist) dem Elsaß / und der Chur-Pfaltz / durch das Ampt Germerßheim / und Neustadt / gräntzet. Hat vor der Zeit eigene uhralte Grafen gehabt / deren einer / Namens Eberhard; wie in einem uns zukommenen geschriebenen Bericht stehet / solche Grafschafft / (so jetzt ein Hertzogthumb genant wird) dem Käyser Ruperto, Pfaltzgrafen / umb 25000. fl. verkaufft; welche sein Sohn / Pfaltzgraf Stephan bekommen / und sein Residentz zu Zweybrücken (umbs Jahr 1411.) angestellt / und mit seiner Gemahlin / deß letzten Grafen von Veldentz / Friderici Erbtochter / Anna / auch Veldentz: Item einen Theil an der Grafschafft Sponheim[WS 1] bekommen hat. Es haben gleichwol obgedachte Grafen von Zweybrück / den titul Zweybrück / und Bitsch / so sie ihnen im Kauff außgedingt / behalten / und solchen biß An. 1570. geführt / da der letzte / Graf Jacob von Zweybrücken / [105] Herr zu Bitsch / Lichtenberg / und Ochsenstein / gestorben / und im Closter Stürtzelbronn begraben worden ist. Es haben folgends gemelter Pfaltzgraf Stephan / und sein Gemahlin Anna / ein Theilung zwischen ihren beeden Söhnen / Ludwigen dem Schwartzen / und Friederichen / gemacht. Und bekam Friederich / als der Aeltere / den Theil von der Hintern- und Vordern-Grafschafft Sponheim; Item die Stadt Simren / Ehrnberg / Waldeck / Bolanden; Item die Stadt Wachenheim / Ogersheim / Lambsheim / Freinsheim. Und weil sie so hart verpfändet waren / so hat er sie seinem Bruder / besagtem Hertzog Ludwig dem Schwartzen / übergeben; der sie / im Krieg / wider seinen Vettern / Pfaltzgraf Friederich den Ersten / Churfürsten / wieder verspielet hat: Dann dardurch sie an Chur-Pfaltz kommen seyn. Besagter Hertzog Ludwig verließ A. 1489. seinen Sohn / Pfaltzgraf Alexandern / Hertzogen zu Zweybrücken; und dieser Hertzog Ludwigen / und Ruprechten. Und seynd von den Ersten die Pfaltzgrafen von Neuburg / Zweybrücken / und Birckenfeld; von dem Jüngern aber / die Pfaltzgrafen von Lützelstein / und Lautereck / kommen. Dann gedachter Hertzog Ludwig / (so A. 1514. in die Regierung getretten / A. 1522. durch Johann Schwegel / die Evangelische Religion in seinem Lande eingeführt / und A. 1532. gestorben ist) hat verlassen Pfaltzgraf Wolffgangen zu Zweybrücken / so das Fürstenthumb Neuburg an der Thonau / Geschencksweise / von seinem Vettern / Pfaltzgraf Ott Heinrichen / als dieser Churfürst worden / bekommen; hergegen seinem Vettern / und Vormundern / obgedachtem Hertzog Ruprechten / so Anno 1544. gestorben / die Aempter Lautereck / und Veldentz / auch die Probstey Remigsberg übergeben; und seinem Sohn Pfaltzgraf Georg Hannsen / die Herrschafft Lützelstein / und halbe Guttenberger Gemeinschafft abgetretten. Ist hernach An. 1569. den Hugenoten zum besten in Franckreich gezogen / da er ein 4. tägig Fieber bekommen / daran er auch gestorben / nach dem er / wie man sagt / von dem seinigen 300000. und vormals auch 60000. Gulden / zugesetzt hatte. Er ward über das Meer / und durch die See Städte / heraußgeführt / und ligt zu Meisenheim begraben. Jetztgedachter Pfaltzgraf Wolffgang / von deme die Fürstl. Pfaltz-Zweybrückische Lini herkommt / hat 5. Söhne hinterlassen. Sein ältester Herr Sohn / Pfaltzgraf Philips Ludwig / bekam Neuburg; Pfaltzgraf Johanns / Zweybrücken; Pfaltzgraf Ott Heinrich / Sultzbach; und die 2. jüngste Herren Söhne Pfaltzgraf Friederich / und Pfaltzgraf Carl / Veldentz / und Birckenfeld. Auß diesen 5. Herren Brüdern ist Pfaltzgraf Johanns zu Zweybrücken Anno 1604. gestorben und hat von Frauen Magdalena / Hertzog Wilhelms / zu Gülch / Cleve / und Berg / Tochter / neben andern Kindern / verlassen Iohannem II. Fridericum Casimirum, und Iohannem Casimirum; auß denen der Erste / so Anno 1635. den 30. Julii / verschieden / und Administrator der Chur-Pfaltz / auch regierender Herr zu Zweybrücken gewesen / von seiner andern Gemahlin / Frauen Louysa Iuliana, Churfürst Friederichs des Vierdten / Pfaltzgrafens / Tochter / neben andern Kindern / Anno 1616. den 5. Aprilis / bekommen hat / Herrn Pfaltzgraf Friederichen / so allhie zu Zweybrücken Hof hält / und mit seiner Gemahlin / Frauen Anna Iuliana, Graf Ludwigs von Nassau Saarbrücken / Tochter / albereit Anno 41. und 44. zwey Herrlein erzeugt gehabt / die aber in den Jahren 42. und 45. wieder verstorben. Was weiter erfolgt ist / finde ich nicht. Von dem andern Sohn Pfaltzgraf Johannis des Ersten zu Zweybrücken / nemlich Pfaltzgraf Friederich Casimirn / der A. 1645. den 30. September / diese Welt gesegnet / und seiner Gemahlin / Frauen Amelia, Printz Wilhelms von Oranien Tochter / kommt her / Pfaltzgraf Friederich Ludwig / von deme oben bey Landsperg gesagt worden. Der Dritte deß Herrn Pfaltzgrafens Iohannis I. auch oben vermelter Sohn / nehmlich Pfaltzgraf Johann Casimir / hat zu einer Gemahlin bekommen Anno 1615. Fräulein Catharinam, König Carls des Neunten / in Schweden Tochter / und mit derselben neben andern Kindern ehelichen erzeugt / 1. Pfaltzg. Carolum Gustavum, A. 1622. den 8. Nov. zu Nicöping in Schweden gebohren / des Schwedischen Kriegsvolcks in Teutschland gewesenen Generalissimum / und nachmals König in Schweden / (welcher den 13. Febr. 1660. zu Gothenburg an einem hitzigen Fieber seelig verschieden / hinterlassend von dero [106] Gemahlin / Frau Hedwig Eleonorn / Herrn Friederichs zu Schleßwig und Holstein / auf Gottorff / Tochter / einen jungen Herrn / Namens Carl / so gebohren worden A. 1655. den 24. November.) 2. Pfaltzgrafen Adolphum Iohannem. 3. Fr. Christinam Magdalenam, Hn. Marggraf Friederichs / deß Jüngern / von Baden-Durlach. 4. Fr. Elisabetham Aemiliam, Herrn Landgraf Friederichs zu Hessen-Cassel; und 5. Fr. Mariam Euphrosynam, Herrn Grafens Magni Gabrielis de la Garde, Gemahlinne. Ich finde auch noch ein Fr. Namens Eleonora Catharina, die verheuratet worden seyn solle / stehet aber nicht dabey an wen. Er / der hochgedachte Herr Pfaltzgraf Johann Casimir / ist in Schweden den 17. Junij / Anno 1652. gestorben. Der Anschlag zum Römerzug wegen dieses Fürstenthumbs oder Hertzogthumbs Zweybrücken / ist monatlich / einfach / 10. zu Roß und 30. zu Fuß / oder an Geld 240. Gulden / was deßwegen zu Unterhaltung des Cammergerichts zu Speyer jährlich gegeben worden / finde ich[WS 2] nichts gewisses. Es schreibt zwar einer von 80. Gulden nach dem alten Anschlag / vor seiner Erhöhung; Er nimbt aber Veldentz darzu. Siehe oben Lautereck.
So viel aber obgedachte Hauptstadt dieses Hertzogthums Zweybrücken belangt / so haben wir bißhero noch nit erfahren können / ob solche Stadt von einem Wässerlein / und einer Bruck darüber / gleich wie Saarbrück / und Inßbruck / oder von einer doppelten Brucken / oder einer Nothwehr / mit zwo Brücken / herkomme? Die Herren derselben werden Duces Dipontini, oder Bipontini, und Geminipontis, genant. Etliche vermeinen / Drusus, Käysers Augusti Stieff Sohn / hab allhie wider etliche Teutsche ein Castell auffgerichtet / darauß nachmals ein Stadt erbauet worden. Ligt / wie oben gesagt / im Waßgöw; und gehören / ausser denen oben im Eingang dieses Tractats / benanten Städten / auch hieher / und nach Veldentz / die gewesene Herrschaft Kirckel / das Schloß Weyelburg / Neu-Castel / und andere Orth mehr. Hochgedachter Hertzog Wolffgang hat den Stock im Schloß allhie zu Zweybrücken / über dem Keller / und Saal / wie auch das Zeughauß / und Hoffmeisterhauß / gebauet. Im übrigen ist solche Stadt / und Hertzogthum / der Reformirten Religion beygethan.
Hiemit wollen wir für diesesmahl diesen Tractat enden / und beschliessen / weilen wir von anderen Orthen / die auch hätten beygebracht werden sollen / keine Gewißheit und Bericht erlangen mögen; auch die Trierisch und Lothringische Städt in dem Westerreich an gehörige Ort versparen.