Sonette an G.
O möchte mir dein traurig Bild erscheinen,
Dein bleiches Angesicht der letzten Stunde,
Der bange Schrei, das Blut der Todeswunde:
Ich wüßte, du bist hin, ich könnte weinen.
Du schwebst vor ihm, der Freudige, Gesunde,
Der Wangen Roth, das Lächeln in dem Munde
Zum holden Lebensbild will sich’s vereinen.
So seh’ ich dich an meiner Seite zechen;
Weißt du von bunten Mährchen viel zu sagen.
Doch plötzlich muß das frohe Bild zerbrechen,
In Dunst und Nebel ist es hingefahren,
Und fern hör’ ich die Todesschwerter schlagen.
Das Wunderbarste keck uns vorgedichtet,
Und wenn wir dann uns glaubig aufgerichtet,
Da freut’ es dich, des Trugs uns zu belehren!
Nun willst du wieder einmal uns bethören?
Und wie der Zufall fürchterlich gerichtet,
Vom eignen Tode lässest gar du hören?
O tritt hervor, du hast dich g’nug verborgen!
Komm, widersprich dem gräßlichen Gerüchte:
Doch still und stumm vergeht der rothe Morgen,
So ist es denn nicht eitle Truggeschichte,
Und durch die Gassen geht der Ruf der Schmerzen!