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Seite:Zapolska Käthe.djvu/287

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Ja, sie irrte sich nicht: das war – Rosa, die sie besuchen kam, vielleicht, um ihr die ihr zugefügte Kränkung abzubitten.

Und alles vergessend, eilte Käthe auf die Freundin zu, die offenbar bei Johann nähere Erkundigungen über sie einzog.

Ein Weilchen blickten sie sich an, ohne ein Wort zu sagen…

Dann streckte Käthe zuerst ihr die Hand entgegen und begrüßte die Freundin, nicht ohne sich über deren Veränderung zu wundern: Rosas Gesicht trug so deutlich das Gepräge von Not und Elend, daß Käthe, wie mitgenommen sie auch war, ihr gegenüber wie eine blühende Rose erschien.

Rosas ohnehin schon hagere Gestalt war noch mehr abgemagert, soweit dies überhaupt möglich. Nur Schultern und Ellbogen ragten im spitzen Winkel unter der abgetragenen Perkaljacke hervor.

An dem dürren Halse sah man Spuren von langen Fingernägeln, die offenbar erst unlängst wie Habichtskrallen dort die Haut zerkratzt hatten und sogar an einer Stelle bis in das Fleisch eingedrungen waren, wie der Biß eines tollen Hundes. Noch blutete etwas diese frische Wunde. Unter dem linken Auge war die Wange grün und gelb gefärbt und erheblich geschwollen.

Rosa bedeckte sie mit der schmutzigen Hand und bemühte sich, mit den bleichen Lippen Käthe zuzulächeln.

Empfohlene Zitierweise:
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/287&oldid=- (Version vom 1.8.2018)