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Seite:Zapolska Käthe.djvu/128

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Sie nahm das Leben von der leichtesten Seite und schaltete mit ihrer Jugend so verschwenderisch wie ein Nabob mit seinen Schätzen. Daher hatte sie auch immer eine Menge „Bekanntschaften“, ohne sich jedoch irgendwie an eine zu binden.

Jeden Sonntag ging sie vor das Tor oder in irgend einen öffentlichen Garten mit einem anderen. Wegen „Paris“ und „Lala“, jener Pinscher, die sich immer im Freien bewegen sollten, hatte sie unbeschränkte Freiheit.

Sobald sie das Essen aufgetragen, glättete und brannte sie sich das Haar, schminkte sich die Wangen und schwärzte sich die Brauen mit einem angebrannten Pfropfen. Dann nahm sie beide Hündchen auf den Arm und rauschte mit den steifgestärkten Röcken zur Tür hinaus.

Ihre heitere, flatterhafte Natur paßte vortrefflich zu Johanns Charakter, der in seiner „Freimaurer“-stimmung ein dauerndes, an den Altar erinnerndes „Verhältnis“ nicht liebte.

Mary verlangte so etwas auch gar nicht. Vom Heiraten sprach sie niemals und dachte auch nicht einmal daran, sich eine so schwere Last auf den freien Hals zu bürden.

Nach kurzer Einleitung kündigte sie plötzlich der ob dieses Ereignisses höchst erstaunten Schar ihrer Bekannten ihr „Verhältnis“ und küßte sich seitdem mit Johann bei offenen Türen, ohne sich irgendwie zu genieren, zum großen Ärgernis der gräflichen Köchin, die fortan nicht mehr ungestört nach Gemüse

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)