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Seite:Zapolska Käthe.djvu/076

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Auch später, als er sie seelisch marterte, geriet sie niemals in Aufwallung.

Manchmal wandelte ihn schon die Lust an, sie zu schlagen, um sich zu überzeugen, ob sie sogar dann nicht in Zorn ausbreche.

So saß sie auch jetzt ruhig vor ihm und wandte ihm das wachsbleiche Antlitz mit dem gekräuselten Blondhaar zu.

„Und heute hast du wieder einmal allein verfügt ohne mein Wissen?“ fragte er, mit dem Löffel heftig an die Tasse klappernd. „Eine neue Magd nahmst du an, einen reinen Grenadier, und gabst ihr Mietsgeld? Vielleicht wieder solch’ einer Spitzbübin?“

Dieses Wort erklang so schrill wie das Klirren eines scharfen Messers auf glattem Porzellan.

Unwillkürlich griff sich Käthe an die Stirn. Eine Bewegung Julias unterbrach jedoch diesen peinlichen Eindruck. Mechanisch, scheinbar unbewußt, streckte sie die Hand aus und entnahm und zwar in aller Ruhe dem Drahtkörbchen eine Semmel.

Leis erbebte Käthe, blieb aber doch an der Tür stehen. Nur die Hände sanken ihr herab mit dem Ausdruck des Unbehagens, als stehe sie an einem Irr- oder Scheidewege.

Jetzt erst erhob Julia zu ihr die großen, fast farblosen Augen, als bemerke sie nunmehr erst die Magd und wundere sich über deren Anwesenheit.

„Geh hinaus, mein Kind!“ sagte sie noch sanfter als vorher in der Küche.

Empfohlene Zitierweise:
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/076&oldid=- (Version vom 1.8.2018)