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Seite:Zapolska Käthe.djvu/075

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Von Zeit zu Zeit besuchte sie ihre Mutter, eine gelähmte Greisin, die in ihrer bescheidenen Wohnung auf der Berlinerstraße dahinsiechte.

Meist ging sie allein dorthin. Denn ihr Gatte mochte sie in seinem Ärger gar nicht sehen, „diese alte Hexe, die ihn eingefangen“, wie er sie in seiner mürrischen Laune nannte. Daher ließ Frau Julia sich gewöhnlich nur von der Magd begleiten und kehrte nach einigen Stunden nur noch bleicher und abgespannter heim.

Budowski hielt seine Frau manchmal für eine Art von Vampyr, der ihn materiell zu Grunde richtete.

„Bitte sehr, meine Gnädige“, fuhr er fort und wandte sein Pergamentgesicht nach der noch immer am Fenster sitzenden Frau. „Vielleicht sehen Sie es besser bei der Lampe, was aus diesem schönen, neuen Samowar geworden ist!“

Jetzt erst erhob sich Julia und näherte sich scheinbar mechanisch dem Tische.

Soeben schlug es neun Uhr auf einem der benachbarten Türme. Durch das offene Fenster schallte der dumpfe Klang und verhallte an der niedrigen Decke. Käthe stand noch an der Tür und zählte die Schläge, als Julia sich an den Tisch setzte und ruhig ihren Tee mit den Bewegungen einer Wachsfigur trank.

Mit forschenden Blicken beobachtete sie der Gatte. Dieses ewige Schweigen und diese leichenähnliche Starrheit beunruhigten ihn unbeschreiblich. So verhielt sie sich fortwährend seit der Hochzeit, ohne Spur von Erregung in dem bleichen, runden Gesichte.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/075&oldid=- (Version vom 1.8.2018)