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Seite:WuerttVjhhLG Jhg 01.djvu/208

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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.

Einige von den Zeichen finden sich an allen aufgezählten Bauwerken, jedoch so, daß überall neue hinzutreten. Die Buchstaben und Zahlzeichen mögen als Kontrolmarken gedient haben, da in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts die geometrische Bildung der Marken allgemein üblich geworden war. Eine Bemerkung dürfte nicht überflüssig sein, daß die Gesellenzeichen oft (aber nicht immer) in die auf dem Bauplatze vorgerichteten Werkstücke schon vor dem Versetzen eingegraben wurden. Daher kann dasselbe Zeichen, je nachdem das Werkstück eingepaßt wurde, bald senkrecht, bald horizontal, oder bei Bogenstücken in schiefer Stellung erscheinen, ohne daß verschiedene Fertiger angenommen werden dürfen.

Die Zeichen der Steinmetzfamilie Ensinger, welche oben vergleichungshalber angefügt wurden, sprechen eine sehr nahe Beziehung zu den Gmündern aus und rechtfertigen die Vermuthung Mauch’s, daß der Buchstabe „h“ als Initiale des Namens Heinrich die Grundlage sowohl der Gmünder- wie der Ensinger’schen Steinmetzzeichen bilde. Die in Böhmen und Mähren vorkommenden Parlerzeichen liefern eine Bestätigung dieser Ansicht, da auch der Winkelhaken Peter’s sich ohne Mühe auf diesen Buchstaben zurückführen läßt.


Anmerkungen.
Quellenwerke und Literatur.

Neben den bereits wörtlich mitgetheilten Inschriften geben die Dombaurechnungen und das schon erwähnte Hradschiner Stadtbuch über das Leben und Wirken des Meisters Peter von Gmünd die wichtigsten Aufschlüsse. Beide Dokumente sind echt und gleichzeitig; sie entstammen der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts und verdienen den vollsten Glauben.

Die Dombaurechnungen wurden erst vor kurzer Zeit durch den als Geschichtsforscher und Verfasser der Kirchengeschichte Böhmens rühmlichst bekannten Domherrn P. Anton Frind aufgefunden, als man die reichhaltige Bibliothek des Prager Metropolitan-Kapitels in ein neues zweckmäßiges Lokal übertrug und ordnete. Leider sind die Rechnungen nicht vollständig und es scheint, nachdem die ganze Bibliothek durchgemustert und in neue Ordnung gebracht worden ist, keine Hoffnung mehr vorhanden zu sein, daß die fehlenden Partien je aufgefunden werden. Die Dombaurechnungen bestehen aus zwei in Leder eingebundenen, auf geripptes Papier geschriebenen Büchern und umfassen sieben Jahre, nemlich die Bauzeit von 1372 bis 1378 incl. Beide tragen die gemeinschaftliche Ueberschrift: Solutio hebdomadaria pro structura Templi Pragensis.

Der erste Codex beginnt mit dem Jahre 1372 und reicht bis zum Schlusse 1374, ist 41 cm. hoch, 15 cm. breit und enthält in drei starken gehefteten Lagen und drei losen Blättern das ununterbrochene Verzeichnis aller für den Dombau gemachten Auslagen, sowohl für Materiallieferungen wie Handlöhne. Die Rechnungen sind sehr sauber, aber mit den üblichen Abkürzungen geschrieben, und jede Woche für sich abgeschlossen. Alle Werkleute sammt den von ihnen ausgefürten Arbeiten sind namentlich angeführt und es lassen sich die Fortschritte der damals in Ausführung begriffenen Partien Schritt für Schritt verfolgen. Als Leiter (magister operis) wird petrus parlerius genannt, unter ihm steht der Hüttenaufseher (custos huttae lapicidarum) welcher das Geräthe zu überwachen und die vollendeten Werkstücke zu übernehmen hat. Als Baudirektor erscheint der Domherr Benessius Krabice von Weitmühl, derselbe, welchen wir als Chronisten schon öfters genannt haben, dessen Bildnis auch in der Domgallerie aufgestellt worden ist. Dem geistlichen Baudirektor war ein Notar Andreas zugetheilt, welcher die Rechnungen führte und gegenzeichnete; nemlich der bekannte Andreas Kotlik, welcher nach dem Tode des Benessius (Benedict) das Amt des Baudirektors erhielt. Sowohl für den Dombaumeister wie für den Baudirektor und Notar sind Wochenlöhne angesetzt.


einer von den Jungkherrn sei, welche Matthäus Roritzer in seinem Fialenbuch nennt. Vermöge ihrer Abstammung waren die Söhne Peter’s auch berechtigt, sich das Prädikat Junker beizulegen, da der Vater als Mansionär ein Ehrenamt bekleidete, welches nach damaligen Anschauungen der Adelverleihung gleichkam. Obendrein ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß Peter vom Kaiser unter die Hofherrn aufgenommen, also geadelt worden sei.

Empfohlene Zitierweise:
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/208&oldid=- (Version vom 1.8.2018)