Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I. | |
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Peter von Gmünd, genannt Parler, hat sein Zeichen sowohl auf Schilde
gesetzt, wie in Werkstücke eingegraben. Es kommt in ersterer Form viermal am Dome zu Prag vor, in der zweiten wohl zwölfmal, und zwar am Dome, an der Brücke, dem Altstädter Brückthurm, der Kirche zu Kolin und dem Unterbau der S. Barbarakirche in Kuttenberg. Wo es eingegraben ist, zeigt das untere Ende eine schnabelartige Verlängerung.
Die nachstehenden Zeichen sind zwar noch nicht vollkommen sichergestellt, doch spricht viele Wahrscheinlichkeit dafür, daß sie den Meistern Michael von Gmünd, Johann Parler und Heinrich von Gmünd dem Jüngeren angehören.
Das Zeichen kommt am Prager Dome und der Brücke bereits an Bautheilen vor, welche um 1370, vielleicht schon früher ausgeführt wurden, also ehe einer von Peters Söhnen eingreifen konnte. Es darf daher mit ziemlichem Recht dem Michael Parler, des Dombaumeisters Bruder, zugeschrieben werden.
In Kuttenberg wie am Prager Dome und der Karlshofer Kirche wird nebenstehendes, erst nach 1380 vorkommendes Zeichen getroffen, welches wahrscheinlich dem Johann, Peters Sohn, angehört. Es findet sich auch an der Theynkirche in Prag und der Jakobskirche in Brünn.
Heinrich von Gmünd junior bediente sich wahrscheinlich dieses Zeichens,
welches am nördlichen Eingange der Jakobskirche in Brünn und mit einer unbedeutenden Abweichung am Hauptportal daselbst getroffen wird[1].
Andere, offenbar der Parler’schen Familie oder Schule angehörende Zeichen, deren Eigenthümer bisher noch nicht erforscht werden konnten, sind folgende, die zumeist in Kuttenberg und Brünn an den oft genannten Kirchen aufgefunden wurden:
Von diesen kommen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9 in Brünn, dann 3, 4, 7, 8 in Kuttenberg vor. Alle diese Zeichen sind eingegraben, keines befindet sich auf einem Schilde.
In Breslau, wo durch Alwin Schultz, Rauber und vor allen durch den um die Erforschung der schlesischen Kunstdenkmale hochverdienten Hermann Luchs die dortigen Zeichen nahezu vollständig gesammelt und besprochen worden sind, konnte ein Parler’sches Zeichen bisher nicht aufgefunden werden, obgleich sowohl Peter wie sein jüngster Sohn daselbst thätig gewesen sein sollen. Dagegen trifft man im Dome zu Regensburg, und zwar am nördlichen Thurme, an jenen Partien, welche dem Meister Wenzla zugeschrieben werden, die folgenden Zeichen mehrmals
in dieser wie in verkehrter Stellung. Es wurden im Ganzen elf solcher Zeichen aufgefunden, aus den Jahren 1410–1416 herrührend. Am Chor und der Südseite, den ältesten Theilen, ließ sich ein ähnliches Zeichen nicht finden: ein Zusammenhang mit der Bauschule Parler’s ist unverkennbar[2].
- ↑ Die Brünner Marken verdanke ich der sehr gütigen Mittheilung des Herrn Moriz Trapp, k. k. Konservators und Kustos des Museums in Brünn.
- ↑ J. R. Schuegraf, Geschichte des Domes von Regensburg. Nachträge. Herausgegeben vom historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg. Die Auffindung der Arler’schen Zeichen in Regensburg war für mich im höchsten Grade überraschend. Schuegrat’s Dombaugeschichte in der Hand fand ich sie genau an den Orten, wo zwischen 1410–1420 gebaut wurde, am übrigen Bau kommt kein ähnliches Zeichen vor. Sie befinden sich im Innern, theils in der Nördlichen Thurmhalle, theils an der Westwand, und zwar beginnen sie in der Höhe von 15 Fuß über dem Kirchenpflaster und ziehen sich bis zum Triforium hinauf. Wie bei den Marken in Brünn ist die charakteristische Ausladung bald nach rechts bald nach links gekehrt.
Wenn man den Steinmetzzeichen Vertrauen schenken will, bliebe kaum ein Zweifel, daß der Regensburger Wenzla der um 1388 aus Prag fortgewanderte Wenzel Parler und zugleich [200] einer von den Jungkherrn sei, welche Matthäus Roritzer in seinem Fialenbuch nennt. Vermöge ihrer Abstammung waren die Söhne Peter’s auch berechtigt, sich das Prädikat Junker beizulegen, da der Vater als Mansionär ein Ehrenamt bekleidete, welches nach damaligen Anschauungen der Adelverleihung gleichkam. Obendrein ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß Peter vom Kaiser unter die Hofherrn aufgenommen, also geadelt worden sei.
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/207&oldid=- (Version vom 1.8.2018)