Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I. | |
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Aus diesen Thatsachen erhellt, daß unser Dombaumeister eine Verbindung mit der Kölner Haupthütte angestrebt und auch durchgeführt hat, welche Verbindung wahrscheinlich bis zum Ausbruch der Hussitenstürme aufrecht erhalten wurde. Michael, der Bruder Peter’s, dürfte hauptsächlich des Brückenbaues wegen sich in Prag aufgehalten haben, da das Zeichen, welches ihm zugeschrieben wird, an der Brücke mehrmals vorkommt. Er besaß ein Haus auf dem Platze Pohorczeles in Prag, welches er im Jahr 1383 bei seiner Abreise dem Peter und dessen Schwiegersohne zur Begleichung eines Kapitals gerichtlich abtrat. Das fragliche Kapital mochte wohl das Heiratsgut der Tochter Peter’s gebildet haben, weshalb auch deren Gatte, ebenfalls Michael geheißen, vor Gerichte mit erschien.[1]
Nikolaus, wahrscheinlich der älteste Sohn Peter’s wählte den geistlichen Stand und kommt schon um 1380 unter dem Namen Nikolas Parler Synck als Altarpriester an der Theynkirche vor. Die übrigen drei Söhne, Johann, Wenzel und Paul, verblieben bei dem Handwerk ihres Vaters und arbeiteten zweifelsohne bis zur Einweihung des Domchores (1385) in der Dombauhütte und an den übrigen großen Bauführungen, mit denen Peter beauftragt war.
Im Jahre 1383 trat Meister Peter die beiden Häuser, welche er unweit des Domes besaß, seiner zweiten Frau Agnes und dem mit ihr erzeugten Sohne Paul gerichtlich ab und erkaufte für sich und die Kinder aus erster Ehe ein anderes Haus auf dem Hradschin, worauf etwas später die Söhne Johann und Wenzel sich ebenfalls ein eigenes Haus neben dem ihres Vaters erwarben. Paul kommt in dem obigen Vertrage bereits als Steinmetz (Lehrling) vor, dürfte mithin damals etwa dreizehn Jahre alt gewesen sein. Das Haus, welches Johann und Wenzel erkauften, lag der Residenz gegenüber auf dem Platze, welchen gegenwärtig der fürstlich Schwarzenberg’sche Palast einnimmt, muß daher ein sehr bedeutendes gewesen sein, hatte auch früher einem Ritter von Sliwna gehört. Im Jahre 1388 verkauften die Söhne Parler’s ihre auf dem Hradschin gelegenen Häuser, worauf sich Johann in der Altstadt ein großes Haus erwarb, während Wenzel und Paul nach dieser Zeit in Prag nicht mehr genannt werden. Beide scheinen, als die Unruhen in Böhmen überhand nahmen, das Land für immer verlassen zu haben, während Johann treu an der Seite seines Vaters ausharrte.
Johann lebte stets in glänzenden Verhältnissen. Er hatte sich mit Helene Jessek, der Witwe eines reichen und hochangesehenen Gewerken aus Kuttenberg, vermählt, welches Verhältnis beigetragen haben mag, daß seinem Vater die Ausführung der S. Barbarakirche zu Theil wurde. Johann darf als der hauptsächlichste Leiter des Baues zu Kuttenberg angesehen werden, auch kommt das ihm zugeschriebene Handzeichen daselbst öfters vor. Mit Ausnahme der üblichen Gesellenwanderschaft scheint er stets in Böhmen gelebt zu haben, wurde auch nach dem Rücktritt seines Vaters zum Dombaumeister ernannt, welches Amt er bis zu seinem Ende verwaltete.
Peter Parler selbst wird in der großen Dominschrift, welche auf Befehl des Königs Wenzel IV. gefertigt wurde, im Jahre 1396 ausdrücklich noch als wirkender Dombaumeister genannt, scheint aber zwei Jahre später zurückgetreten zu sein, da 1398 sein Sohn Johann dieses Amt verwaltet. Im Jahre 1401 kommt Peter’s Name zum letztenmal vor und zwar in einer Urkunde des Prager Domarchivs. Da die bei Verstorbenen übliche Bezeichnung „bonae memoriae“ oder
- ↑ Alle diese Vorgänge sind im Hradschiner Gerichtsbuche verzeichnet, welches im Anhange ausführlich besprochen wird. Nachrichten über die Söhne Nikolaus und Johann kommen überdies noch in verschiedenen Urkunden vor.
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/153&oldid=- (Version vom 1.8.2018)