Als Fritz war unbeweibt: Er war von frischen Sinnen,
Er gieng nicht in den Krug, er wohnte gar darinnen.
Ein Gülden war ihm nichts, ein Thaler eben viel.
Es giengen zwantzig durch in einem Karten-Spiel.
Nicht lange Zeit darnach, durch Löflen und durch Naschen,
Verstrickte sich mein Fritz an einer neuen Taschen.
Der Kauf war bald gemacht. Es kam ein Weib ins Hauß.
Wein, Bier, Karnüffel, Trumpf, und Hunderteins war aus.
Kofent ward eingeschenckt. Fritz hatte weder Glauben,
Noch Geld im Beutel mehr. Der Kantzler mit der Hauben.
Nahm alles wohl in Acht. Doch gab sie insgemein
Ihm einen Kreutzer hin zum Morgen-Brandtewein.
Das alles gieng noch hin, möcht jemand wieder sprechen;
Nur eine Sorge will mir Haupt und Hertz zerbrechen.
Wie, wenn das schöne Bild Diana bey der Nacht
Den Mann zum Hirschenkopf wie den Akteon macht?
Was kan aus Aberglaub und Schwermuth nicht entstehen?
Wer hat doch einen Mann mit Hörnern je gesehen?
Nimmst du für Wahrheit an ein öffentlich Gedicht?
Was Naso zierlich leugt, das glaubt er selber nicht.
Warum läst du dir auch nicht auf die Ermel biegen,
Daß Götter Ochsen seyn, und daß die Pferde fliegen?
Es ist kein Hornemann in dieser gantzen Welt,
Als der sein keusches Weib für nebengängig hält;
Der alle Tritte zehlt, der kaum dem Weibe trauet,
Daß ihr ein alter Mann recht ins Gesichte schauet.
Wer selbst sein eigen Hauß bringt in ein böß Geschrey,
Ein solcher Narr ist wehrt, daß er ein Kuckuck sey.
Noch weiter findet sich ein unbefugtes Klagen,
Daß manche schleppisch geh, und kaum in vierzehn Tagen
Die Stuben einmal kehr, und daß sie heimlich nasch.
Und daß sie kaum im Jahr den schwarzen Fresser wasch.
Ist dieses alles wahr so must du auch gedencken:
Was sie nicht zierlich hält, das will sie nicht verschencken.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)