Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner darin: Auguste Pattberg: Aussicht in die Ewigkeit, Bruder Liederlich | |
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O wie gehts im Himmel zu
Und im ew’gen Leben,
Alles kann man haben gnug,
Darf kein Geld ausgeben.
Nicht fürs zahlen sorgen;
Wenn ich einmahl drinnen wär,
Wollt nicht mehr heraus begehr.
Fällt im Himmel Fasttag ein,
Peter geht in Keller ’nein,
Thut den Wein bestellen;
David spielt die Harfen,
Ulrich brath die Karpfen,
Paulus schenkt den Wein in Krug.
Lorenz hinter der Küchenthür
Thut sich auch bewegen,
Tritt mit seinem Rost herfür,
Dorothe und Sabina,
Liesbeth und Chatrina
Alle um den Herd rum stehen,
Nach den Speisen sehen.
Die beste Speiss zu essen,
Die Engel um den Tisch rum stehn,
Schenken Wein in ’d Gläser.
Sie thun uns invitiren,
Joseph legt das Essen vor,
Cäcilia bestellt ein Musik-Chor.
Martin auf dem Schimmel reut,
Thut fein galoppieren,
Thut die Kutschen schmieren.
Wären wir ja Narren,
Wenn wir nicht thäten fahren,
Und thäten alleweil z’ Fuse gehn
Nun adje du falsche Welt,
Du thust mich verdriesen,
Im Himmel mir es besser g’fällt,
Wo alle Freuden fliesen.
Und alles ist vergänglich,
Wenn ich einmahl den Himmel hab,
Hust ich auf die Welt herab.[1]
Bruder Liederlich,
Warum saufst dich so voll?
O du mein Gott,
Warm schmekt mirs so wohl.
Muss versoffen sein,
Was am Sonntag
übrig war.
Am Dienstag
Ihr liebe Brüder
Führt mich zum Wein.
Am Mittwoch
Ist mitten in der Wochen,
Fress der Meister die Knochen.
Am Donnerstag
Stehn wir auf um Vier,
Ihr liebe Brüder
Am Freitag
Gehen wir ins Bad,
Alle Lumperei
Waschen wir ab.
- ↑ Aus der eigenhändigen Niederschrift der Frau Auguste Pattberg. In Des Knaben Wunderhorn 2, 403 bis 405 mit der, in Arnim’scher Orthographie sich darstellenden, Aufschrift „Aussicht in die Ewigkeit. (Fliegendes Blat.)“ und mit folgenden Abweichungen: „ewigen“ (Str. 1 ²), „bratet Karpfen“ (2 ⁶), „Dorthe“ (3 ⁴), „stehn, Nach den Speisen sie auch sehn“ (3 ⁸). In Erks Neubearbeitung 1, 367 zwei dieser Varianten wieder aufgegeben. Vgl. Birlinger und Crecelius 1, 374.
Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/59&oldid=- (Version vom 1.8.2018)