Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner darin: Auguste Pattberg: Ein Mägdlein ging spazieren, Rückfall der Krankheit, Schön Schaz, willst mit mir kommen? | |
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Ein Mägdlein ging spazieren
Spazieren durch den Wald,
Begegnet ihm ein Jäger,
ja Jäger,
„Ach du mein lieber Jäger,
Geb du mir einen Rath.“
„Den Rath will ich dir geben,
ja geben,
„Warum denn nicht zum kühlen Wein,
Anstatt zum kühlen Bier?“
„Das thu ich dir zu Liebe,
ja Liebe,
„Ich frag nach keinem Schaz mehr,
Auch nicht nach Bier und Wein,
Ins Kloster will ich gehen,
ja gehen,
Und als sie vor das Kloster kommt
Wohl auf dem höchsten Berg,
Begegnet ihr die Jüngste,
ja jüngste,
Ei willst dann du schon sterben,
Und bist doch noch so jung?
So muss man dich begraben,
begraben,
Soll ich dann sterben,
Bin noch so jung?
Wenn das mein Vatter wüst,
Dass ich schon sterben müsst,
Bis in den Tod.
Wenn es die Mutter wüst,
Wenn es die Schwester wüst,
Thäten sich härmen
Wenn es mein Mädel wüst,
Dass ich schon sterben müst,
Sie thät sich kränken
Mit mir ins Grab.[2]
„Schön Schaz, willst mit mir kommen?
Wir wollen spazieren gehn,
Schöne Blumen sollst du sehen,
Der Garten ist schon auf.
Die brech ich dir wohl ab,
Die halte du in Ehren
Bis in das kühle Grab.
Nur eine und sonst keine
Das bist du, mein Cathrinchen,
Mein auserwählter Schaz;
Komm mit in kühlen Schatten,
Da hast du meine Hand,
Und schenk zum Unterpfand.“
Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)