den Mond oder in die Sonne hineinfrißt. Oder sagts auch voraus, wenn ihr könnt, und warum sucht ihr es im Kalender, wenn ihr meint, wir falliren.
Siebentens, und wenn der Mond in seinem vollen Licht am Himmel erscheint, sieht er bey allem dem kurios aus mit seinem trüben Gesicht, und mit seinen helleren und blassern Flecken. Denn bekanntlich ist die Helle nicht gleichmäßig über ihn verbreitet, sondern ungleichmäßig. Damit hat er die Gelehrten lange Zeit vexirt, und ihnen weiß gemacht, die helleren Theile seyen Land, von welchem die Lichtstrahlen wieder zurükprellen, und die dunkleren seyen Wasser, welches die Lichtstrahlen verschlukt. Allein mit einem kapablen Perspectiv, wie es in vorigen Zeiten keine gab, hat ein rechtschaffener Sternseher, namens Schröter, ganz andere Dinge auf dem Mond entdeckt als Land und Wasser, nemlich auch Land, aber kein Wasser, sondern weite Ebenen, hohe Berge und tiefe Abgründe von wunderbarer Gestalt und Verbindung. Hat er nicht ihren Schatten sogar beobachtet, und wie er sich von Abend gegen Morgen bewegt, verkürzt und verlängert? Hat er nicht zulezt sogar aus dem Schatten der Berge ihre Höhe ausgerechnet, gleichsam wie ein Exempel aus der Regel detri? Die höchsten Berge auf dem Mond sind höher als die höchsten auf der Erde, nemlich 25,000 Fuß. Der Hausfreund hat Respekt vor dem Sternseher, und vor der göttlichen Allmacht, die einem schwachen Menschenkind den Verstand und die Geschiklichkeit geben kann, auf 50,000 Meilen weit Berge auszumessen, die unser einer (der geneigte Leser ist gemeint) gar nicht sieht. Fragt man nun noch
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/089&oldid=- (Version vom 1.8.2018)