Ihn reizte diese Anspielung, doch er fragte ziemlich höflich nach Betsy.
„Sie sitzt bei ihm. Sie hat darauf bestanden und verläßt ihn auch nicht einen Augenblick.“
Er fand sie auch in dem dämmrigen Zimmer, das von Opferrauch ganz verhüllt war; sie saß verweint da, wie abwesend, und starrte ihren Bruder an, der noch ebenso gebückt stand, mit demselben erstarrten Lächeln auf den Lippen.
„Das ist furchtbar! Er schaut mich an und sieht mich nicht. Ich sprach zu ihm, doch er hörte es nicht. Ich berührte seine Hände, sie waren kalt und steif wie bei einer Leiche! Gott, mein Gott!“ jammerte sie leise.
Er führte sie in das runde Zimmer hinaus, das hell erleuchtet war.
„Was ist ihm geschehen?“ fragte sie und ergriff bittend seine Hände.
„Ich weiß nicht! Hat Mr. Smith Ihnen nichts gesagt?“ – Zenon befürchtete das.
„Er sprach von furchtbaren, furchtbaren Dingen.“
„Das ist spiritistisches Gewäsch, man darf daran nicht glauben. Betsy! Betsy!“
„Aber wenn das wahr ist? – Wenn sie schuld daran ist.“
Er verstand, wen sie damit meinte, doch er versuchte Daisy nicht in Schutz zu nehmen und fragte ausweichend:
„Was hat der Arzt gesagt?“
„Aber wenn sie auch die kleine Wanda verhext hat?“ fuhr sie immer ängstlicher fort.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/307&oldid=- (Version vom 1.8.2018)