von der Stelle zu rühren, er war ganz erstarrt, gleichsam mit dem Boden verwachsen. Er stand gebeugt wie ein gefällter Baum, taub und stumm gegen alles, die glühenden Augen fingen an langsam zu erlöschen, sie leuchteten nur noch leblos wie Moderholz, sein Gesicht nahm den Ausdruck einer unaussprechlichen ekstatischen Glückseligkeit an.
„Man darf ihn nicht unterbrechen!“ sagte der Malaie, den Zenon gerufen hatte, und schloß schnell die Fenster und zog die schweren Vorhänge zu.
Zenon war so entsetzt, daß er seine Worte nicht verstand.
„Er wird von selbst zu sich kommen, vielleicht erst in einigen Stunden, vielleicht erst morgen! Er spricht jetzt mit den Göttern! Und würde man ihn stören, dann könnte er einen mit seinem Blicke töten … Manchmal schwebt er in der Luft, und dann hört man Musik und Gesang!“ flüsterte er fromm, stellte ein Räucherbecken vor Yoe hin und zündete es an; eine weißliche Rauchsäule erhob sich und erfüllte das Zimmer langsam mit duftenden Wollen. Der Malaie führte Zenon in das gelbe Zimmer hinaus und sagte, auf die herumliegenden Gegenstände und die geöffneten Koffer deutend:
„Der Herr befahl mir, ich solle seinem Vater alle Sachen und alles Geld zurückschicken.“
„Also verreist ihr?“ sagte Zenon endlich, da er ein wenig sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte.
„Wir haben schon Zwischendeckplätze nach Bombay gekauft, und von dort wird uns Buddha auf den großen Weg führen!“
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/296&oldid=- (Version vom 1.8.2018)