„Wohin fahrt ihr? Wohin?“ Zenon konnte noch nicht klug daraus werden, konnte es nicht glauben.
„Ich bin nur sein Schatten, ich gehe, wohin er geht,“ sprach der Malaie so ernst, daß Zenon seinen Worten glauben mußte, und seine Unruhe wurde um so größer.
„Man muß ihn retten!“ beschloß er und läutete energisch nach dem Diener.
Er schickte ein langes Telegramm nach Bartelet-Court und ließ Mr. Smith, der zum Glück noch zu Hause war, heraufbitten; und der kam sofort. Er hörte Zenons Erzählung mit innigster Teilnahme an, konnte aber seinen Sektierertriumph nicht unterdrücken.
„Er hat uns verlassen, und das sind jetzt die traurigen Folgen! ‚An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen‘. Da sehen Sie, wohin diese Teufelin ihre Anbeter führt …!“
„Wen meinen Sie damit?“
„Miß Daisy! Ich war mit der Blawatska bei ihr, sie hat sich offen dazu bekannt, daß sie ‚Ihm‘ dient!“ Er schlenkerte abergläubisch mit den Fingern.
„Viel wichtiger ist für mich der Zustand des Kranken,“ sagte Zenon gequält.
„Ich möchte ihn gern sehen, vielleicht ist er schon aufgewacht …“
Sie gingen zu ihm, er stand auf dem alten Platze, unbeweglich, in dem Opferrauche kaum sichtbar, ganz von einem leuchtenden Tau bedeckt.
Mr. Smith zitterte vor Angst.
„Und erlöse uns von dem Übel,“ flüsterte er, während er sich eiligst in das gelbe Zimmer zurückzog.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/297&oldid=- (Version vom 1.8.2018)