behauptete, wir hätten kein Recht, dein Geheimnis zu verraten.“
„Ich bin euch unendlich dankbar!“
„Doch sie hat noch mehr getan, sie hat einige deiner Bücher übersetzt, und du bist in der Heimat bekannt, mein lieber Herr Walther Brown.“
„Ich besitze diese Übersetzungen sogar, sie sind hervorragend, aber es kam mir nicht in den Sinn, Ada im Verdacht zu haben. Das ist eine Überraschung.“
„Sie hat nur zu diesem Zweck englisch gelernt. Und seitdem wir wissen, wer Walther Brown ist, wissen wir alles von dir. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr wir uns über deine Erfolge gefreut haben, wie stolz wir waren.“
Zenon schwieg, von widerstreitenden Gefühlen erfüllt.
„Und wir warteten immer auf deine Rückkunft, aber es vergingen Jahre, und meine Krankheit machte solche Fortschritte, daß ich aufhörte, mit deiner Heimkehr zu rechnen. Ich hätte sie wohl nie erlebt?“
„Ich dachte nie an Heimkehr,“ flüsterte Zenon düster.
„Ich habe das schließlich geahnt. Du erinnerst dich: ich war immer kränklich, aber seit einigen Jahren begannen Herz und Nieren immer schneller an mir zu fressen. Vergebens suchte ich überall in der Welt meine Gesundheit wieder zu erlangen; endlich gab ich es auf, doch um so mehr wollte ich dich sehen. Deswegen sind wir ja nach London gekommen.“
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)