schimmern anfing, wie ein Schwarm leuchtender Schmetterlinge, und dahinter tauchten schwere, unkenntliche Gestalten auf, sie krochen gleichsam unter dem Stein hervor, aus diesen grünen Höhlen, dem Dickicht grüner Schatten und bewegten sich in stiller, kaum sichtbarer Prozession in dieser smaragdenen Flut, wie in einem leise wogenden Wasser … als schwämmen sie, die blutige Vision der Flammen umkreisend … es erzitterten Töne, als wenn tausend Harfen auf einmal seufzten und erstürben … Die Schatten zerstreuten sich auf dem Gestein wie rostfarbene Kröten … und gleich darauf tauchte wieder eine lange Prozession weißgekleideter Gestalten auf, barfuß mit entblößten Brüsten … Köpfe von Schlangen … Köpfe von Vögeln … Köpfe von Tieren, der ganze teuflische Hofstaat des unheilverkündenden Seth; sie gingen langsam, rhythmisch, und schleppten auf ihren Schultern eine lange, schwarze, verhüllte Bahre, sie umkreisten die Flamme, und als sie die Bahre dicht vor diese hingestellt hatten, entfalteten sie sich nach beiden Seiten wie zwei weiße Flügel.
Plötzlich erdröhnte ein erschütterndes Getöse, ein Blitzstrahl erhellte wie ein goldenes Band die Grotte, alle fielen mit den Gesichtern zur Erde, blutigrote Flammen sprühten empor wie ein Vulkan und sanken wieder leise herab, dafür aber begannen goldfarbene Wolken von Opferrauch emporzusteigen, durch die langsam in der unheimlichen Stille des Werdens die Gestalt Baphomets hervortauchte … Er stieg empor aus den scheuen, zuckenden und erblassenden Flammen, er wuchs heraus wie eine drohende Wolke aus einem
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/160&oldid=- (Version vom 1.8.2018)