Gefühllosigkeit unbewußte Augenblicke dahin; so muß die Zeit Basaltblöcken gleich auf dem Meeresgrunde dahinfließen, oder gleich Seelen, die in der Unendlichkeit umherirren, oder gleich Sternen, die gestorben sind und ewig, ewig fallen …
Er war nur noch das Schweigen einer versteinerten Angst, er träumte einen bewußtlosen Traum von sich selbst, und wie im Traume fühlte er, daß seine Augen etwas zu ersuchen begannen, daß in ihm etwas in gespensterhaften Umrissen entstand …
Die Wand drüben begann langsam aus der Nacht hervorzutauchen, wurde durchsichtig wie ein grünliches Meer, durch das man die blassen, zitternden Umrisse des Grundes sehen kann … wundersame Grotten eine phantastische Pflanzenwelt und die leise vorübergleitenden Larven eines Gespensterlebens …
Er wußte genau, daß er nur träume; er rührte sich nicht vom Platze, damit die Visionen nicht wichen, mit schweren Augen starrte er auf einen Punkt, auf den Grund dieses langsam hervortauchenden Raumes … auf einen Felsen, der mitten darin emporragte, ganz in blutige Flammen getaucht, und der aussah wie eine Feuergarbe oder eine vom Sturm gepeitschte Fackel; rings in der grünen Dämmerung lagen, wie auf dem Meeresgrunde, gewaltige Steine … und Bäume mit Ästen wie Klauen wiegten sich … es zitterten die Bewegungen unklarer Gegenstände.
Ja, diese gewaltige Grotte, von Tropfsteinen übersäet, die wie lange, schwere Eiszapfen herunterhingen, konnte nur ein Traum sein. Sie war ganz in grünes Licht getaucht, in dem es undeutlich golden zu
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/159&oldid=- (Version vom 1.8.2018)