geboren und ließen ihn in die dämmerhafte, ungreifbare Scheu vor dem Geheimnis hinabgleiten.
Sie kamen auf ein ödes, großes Feld; in der Tiefe tauchte aus den Schatten ein gewaltiges schwarzes Haus, der Mond hatte sich wieder auf einen Augenblick gezeigt, so daß Zenon deutlich die harten Umrisse eingestürzter Türme und Wände sah und alten Efeu, der die leeren Fensterhöhlen und die zerfallenden Mauern umrankte. Doch ehe er genau Umschau halten konnte, drang plötzlich von irgendwoher, wie aus dem Kellergewölbe, ein blendender Lichtstreifen, und es erscholl das Getöse einer zufallenden Tür.
Daisy verschwand auf einer ruinenhaften gewaltigen Stiege. Er war allein und schaute sich ratlos um. Rings stand eine dunkle Wand von wogenden Bäumen, hin und wieder fegte der Wind darüber hinweg, so daß sie sich ächzend neigte, und über ihr schimmerten die Lichter von London wie ein verlöschender, ferner, gewaltiger Brand.
Und nirgends eine Spur von Menschen, nirgends Licht noch Stimmen, nur das düstere Schweigen der toten Mauern, durch die der Wind pfiff, nur das Ächzen der Bäume, und überall in der Dunkelheit lauernd Gebüsch, das Zenon gleichsam unerwartet mit seinen Zweigen erfassen wollte; eine Menge Geröll versperrte den Weg, und hie und da schimmerten in Löchern die blinden Augen von Tümpeln.
Er ging langsam um das ganze Haus herum, aber alle Eingänge waren vermauert, so daß er zu den gewaltigen Treppen zurückkehrte, auf denen sich die zerschlagenen Säulen und Balustraden schwarz abzeichneten;
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)