lag, der durch das Fenster drang und neben dem Zuge auf der Erde dahinlief; sie stand offenbar die ganze Zeit gleichfalls am Fenster.
Sie stiegen an einer stillen, schlafenden Station aus, durchschritten die schweigenden und leeren Säle, die finstere und ebenfalls leere Einfahrt und tauchten in einer schwarzen Allee aus riesigen Bäumen unter.
Der Wind sing zu heulen an, die Zweige rauschten, es erscholl ein düsteres Jammern, und ein leises Flüstern huschte über die Erde dahin, die Angst schlug wie eine Eule mit den Flügeln und duckte sich lauernd in der Dunkelheit.
Sie kamen in einen schlafenden Park, in undurchdringliches, schwarzes Dickicht. Nur Streifen vom Himmel leuchteten düster über ihren Köpfen und zogen sich hin wie lange verzweigte Wege, von Wolkenfetzen verschüttet und von den Umrissen der Bäume begrenzt; der Mond tauchte manchmal auf, und dann fielen die Schatten der Bäume mit einer leblosen Dunkelheit auf den Weg und durchschnitten ihn, wie Leichen, mit schwarzen Schwellen.
Zenon ging ohne Furcht und starrte auf die jeden Augenblick in der Dunkelheit verschwindende undeutliche Silhouette Daisys und lauschte dem düsteren Geflüster der wogenden Bäume.
Er dachte in diesem Augenblick an gar nichts; Schatten voll eines geheimnisreichen Leuchtens ergossen sich über seine Seele, mit wogenden, unfaßbaren Visionen dessen, was kommen sollte; diese kommenden Augenblicke wurden in ungekannten Tiefen
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/154&oldid=- (Version vom 1.8.2018)