Staub so dicht herunter, daß in einigen Augenblicken der ganze Platz verhüllt war.
Die gewaltige Säule des Nelsondenkmals und die grimmen, ungeheuerlichen Granitlöwen schimmerten nur noch in blassen, verschwindenden Umrissen durch diesen grünlich-grauen Nebelvorhang.
Versunken waren darin die Straßen, die Häuser, verschwunden die Bäume; der ganze Platz war in dem schmutzigen Gischt ertrunken, eine moderige Feuchtigkeit bedeckte alles mit einer klebrigen, niederdrückenden Wolke.
Die schwarzen hohen Säulen des Portikus der Nationalgalerie, an denen sie vorbeischritten, zeichneten sich schwach ab, wie verfaulte Baumstämme, die in ein trübes, schlammiges Wasser versunken sind.
Man konnte nur zwei Schritte weit sehen, man hörte manchmal ganz nahe Schritte, doch der Mensch blieb unsichtbar oder huschte als kaum sichtbarer Schatten vorbei; dann wieder fuhr ein Wagen daher, der aussah wie ein Ungeheuer von Krabbe, die mitten durch eine unergründliche Tiefe schwömme, und verschwand, man konnte nicht sagen, wohin. Irgend ein gedämpfter Widerhall von Schritten, dumpfe Worte und ersterbende Töne, von denen man nicht wußte, von wo sie kämen und wohin sie flössen, irrten im Nebel und flatterten mit klanglosem, beunruhigendem Geräusch.
Sie gingen langsamer, um sich in dieser undurchdringlichen Wüstenei nicht zu verirren und an den Straßenkreuzungen nicht unter die Pferde zu geraten, aber sie waren beide merkwürdig traurig geworden.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/040&oldid=- (Version vom 1.8.2018)