„ich zwar Euer Haus verlassen, aber zusammen mit dir, Betsy, zusammen mit dir, und für immer,“ sagte er stark.
„Zusammen und für immer,“ rief sie freudig, in flammender Begeisterung. – „O Mr. Zen!“
„Was, mein Kind, was?“ fragte er herzlich, da er sah, daß sie zögerte.
„Wie ich dich schrecklich … schrecklich … Nein, ich kann es jetzt nicht, ich kann nicht … Später werde ich’s sagen, am Abend …“
Sie wendete verschämt ihr Gesicht ab.
Er lächelte dankbar und fragte nicht mehr, denn er wußte, welches Wort auf ihren zitternden Lippen geschwebt und in den plötzlich erstrahlenden Augen geleuchtet hatte.
Sie gingen jetzt schweigend dahin, ganz erfüllt von dem Rhythmus dieser unausgesprochenen Worte, voll der leisen Melodie der Liebe und des tiefen Glaubens aneinander. Sie vergaßen ihr Gespräch von vorhin, sie fühlten weder Kälte, noch Regen, noch Nebel, noch auch die Traurigkeit dieses schrecklichen Tages, sie gingen dahin wie über plötzlich erblühte Wiesen, die ihre ganze Frühlingsblumenpracht entfaltet hätten. Sie gingen durch grüne, duftende, sangerfüllte Haine der Liebe, durchkosteten jene Augenblicke völligen Glückes, die voll von Zauberkraft und Entzücken sind.
Sie schwiegen, denn teuer und ersehnt war ihnen diese äußere Ruhe, sie verbargen sich darin vor sich selbst, wie in einem flammenden Dickicht, wie in einem Nebel schamhafter Scheu, um mit Blicken zu reden, mit Händedrücken, mit einem Seufzer, der
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/038&oldid=- (Version vom 1.8.2018)