ihm der Hofmeister bald nach und that, als hätte er eine Entdeckung gemacht, die der Gräfin zum Vorwurf gereiche.
Er ging ohne ein Wort zu sprechen wieder hinaus. Der Koch aber, weil er vernommen hatte, daß seine Frau ihn nicht hatte rufen lassen, folgete ihm auf dem Fuße nach.
Doch Golo erhub alsbald ein Geschrei, berief seine Vertrauten und erzählte mit großem Zorn, daß er den Koch auf dem Zimmer der Gräfin mit ihr allein gefunden habe.
„Was ratet Ihr dazu, meine lieben Freunde?“ sprach Golo nun, „kommen wir dem Übel nicht zuvor, so wird noch ein größeres daraus erwachsen. Wie mögen wir aber dann bei der Rückkehr unseres lieben Herrn bestehen? Gewiß hat der Koch unserer Herrin mit einem Zauber durch die von ihm bereiteten Speisen es angethan. Nun will sie nicht von ihm lassen und wenn es ihr Ehre und Leben kosten sollte. Darum, so vermeine ich, es werde nötig sein, den Koch in ein Gefängnis zu werfen. Was dünket Euch, Ihr meine lieben Freunde, und was erteilet Ihr mir in diesen gefährlichen Angelegenheiten für einen Rat?“
Darauf antworteten sie, weil ihm der Graf die Sorge für die Gräfin aufgetragen habe, so möge er immerhin thun, was ihm selber am ratsamsten erscheine.
Da ließ der Hofmeister den Koch vor sich berufen, fuhr ihn mit rauhen Worten an und warf ihm vor, daß er der Gräfin verzauberte Pulver in die Speisen gethan und sie mit Gewalt sich wohlgeneigt gemacht habe. Darum sei er wert, daß er in Eisen geschmiedet und in den tiefsten Turm geworfen würde.
Darüber war der arme Dragones von Herzen erschrocken und beteuerte bei Himmel und Erde seine und der edlen Gräfin Unschuld.
Der arme Mensch mochte aber sagen, was er wollte, so ward er doch in eiserne Bande geschmiedet und in ein Gefängniß geworfen, in welchem er sein Leben im höchsten Elend verzehren mußte, auch nicht eher wieder herausgekommen ist, bis man ihn tot herausgetragen hat.
Aber mit solcher Tyrannei war der gottlose Golo noch nicht einmal zufrieden, denn er stürmte mit etlichen seiner Gesellen in das Zimmer der Gräfin, sagte, daß er lange genug zugesehen habe, was für verdächtige
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/158&oldid=- (Version vom 1.8.2018)