v. Chr. zu einem blutigen Nachspiel gekommen. Der jüdische Adel wollte sich mit der Neuordnung der Verhältnisse, durch die Hyrkanos auch nach außen hin vollends zurückgeschoben wurde, nicht zufrieden geben; er hat jüdische Volksmengen zum Zuge nach Tyrus ins Hauptquartier des Antonius veranlaßt, um durch eine Massenkundgebung [RE:23] gegen die Antipatriden zu wirken (so richtig Hitzig II 520). Es ist dabei – H. soll vergebens versucht haben, es zu verhindern – zu einem Krawall gekommen, den die Soldaten des Antonius blutig unterdrückt haben, und Antonius hat daraufhin verschiedene jüdische Adlige, die er schon vorher gefangen gesetzt hatte, hinrichten lassen (bell. Iud. I 242–247; ant. Iud. XIV 301–329).
c) Die Vertreibung der Antipatriden (40 v. Chr.).
Es ist selbstverständlich, daß durch all diese Vorgänge die Abneigung der Juden gegen H. und Phasael, sowie gegen deren Schutzherrn Rom noch gesteigert worden ist, und zwar um so mehr als diese trotz ihrer Willfährigkeit gegen die Römer ihrem Lande die ihm von Iulius Caesar gewährte Freiheit von Abgaben an Rom (ant. Iud. XIV 195. 201. 204) sowohl früher gegenüber Cassius, als jetzt auch Antonius gegenüber nicht aufrecht zu halten imstande waren (Appian. bell. civ. V 7). Als daher im J. 40 v. Chr. der große Einfall der Parther in Vorderasien erfolgte, der Syrien in ihre Gewalt brachte, da schien endlich die Stunde der Vergeltung gekommen. S. für die Vertreibung der Antipatriden bell. Iud. I 248–267; ant. Iud. XIV 330–362. Der hasmonäische Thronprätendent Antigonos erkaufte sich sofort die parthische Hilfe für einen neuen Ansturm gegen die augenblicklichen Regenten, was umso leichter gelang, als den Parthern ein jüdischer Herrscher von ihren Gnaden sehr willkommen sein mußte. Bei seinem Vordringen fand diesmal Antigonos großen Zulauf im jüdischen Volke, da die allgemeine politische Lage einen günstigen Ausgang seinem Unternehmen zu versprechen schien. Es scheint, als wenn Phasael und H. durch die Schnelligkeit des Vorgehens überrascht worden seien, wenn auch zum mindesten H. seit dem Erscheinen der Parther in Syrien seine Position als stark gefährdet angesehen haben dürfte (er hat damals einen großen Teil seines Besitzes zur Sicherheit nach Idumäa geschafft, bell. Iud. I 268; ant. Iud. XIV 364). Jedenfalls hat sich Antigonos ohne größere Schwierigkeit nicht nur des Landes, sondern sogar eines großen Teiles von Jerusalem bemächtigen können; er ist hierbei unterstützt worden durch einen Aufstand, der in der Stadt selbst ausbrach. Nur die Königsburg blieb noch in den Händen der beiden Brüder. Ihre Lage gestaltete sich besonders bedenklich, weil inzwischen das ganze Land, außer etwa Idumäa, vom Aufstand ergriffen worden war (s. bell. Iud. I 253. 256. 265; ant. Iud. XIV 337. 359), dies das deutlichste Zeichen, wie stark die Gegnerschaft gegen die Antipatriden im ganzen jüdischen Volke war.
Einige erfolgreiche Ausfälle der Belagerten haben jedoch den Antigonos die Schwierigkeit der endgültigen Bezwingung erkennen lassen. So [26] hat er denn versucht, diese auf dem Wege der Unterhandlung zu erreichen und hat sich hierbei seines parthischen Verbündeten bedient. Man ist auf der gegnerischen Seite merkwürdigerweise – die Lage war noch gar nicht verzweifelt – darauf eingegangen, Phasael anscheinend in der Absicht, die Parther von der Seite des Antigonos zu sich herüberzuziehen. (Dies letztere steht zwar nicht direkt bei Josephus, aber mancherlei in dem Verhalten des Phasael [RE:24] den Parthern gegenüber scheint mir für diese Vermutung zu sprechen, s. bell. Iud. I 254. 259; ant. Iud. XIV 341. 346). Der parthische Kommandeur vor Jerusalem hat nun bezüglich aller näheren Verhandlungen den Phasael auf den parthischen Oberfeldherrn Bazapharnes, der noch in Galiläa stand, verwiesen, und Phasael hat sich mit Hyrkanos trotz dringenden Abratens des H. zu diesem begeben. H. mag wohl einmal jede Annäherung an die Parther im Hinblick auf Rom für politisch bedenklich gehalten haben, und wird schon deshalb dagegen gewesen sein; speziell dieser Versuch dürfte ihm aber aussichtslos und zugleich für die Gesandten gefährlich erschienen sein. Die Parther haben denn auch anscheinend gar nicht daran gedacht, ihren bisherigen Verbündeten nur irgendwie preiszugeben, und haben Hyrkanos und Phasael verräterischerweise gefangen genommen. H. sollte dasselbe Schicksal erleiden; bei ihm ist jedoch den Verbündeten ihre Absicht nicht geglückt, zumal er die Gefangensetzung der Gesandten rechtzeitig erfuhr. Er floh aus Jerusalem, begleitet nur von den bei ihm befindlichen Gliedern seiner Familie, seiner Braut Mariamme nebst deren ihm damals noch wohlgesinnten Mutter Alexandra (bell. Iud. I 262; ant. Iud. XIV 351) und der nächsten Dienerschaft. Trotz scharfer Verfolgung durch Parther und Juden gelangte er glücklich bis nach seinem Stammland Idumäa (die Erzählung, daß H. auf der Flucht einmal nahe daran war, sich selbst zu töten, ist nicht recht glaubhaft [ant. Iud. XIV 356ff.; der hier obwaltenden Tendenz widersprechen eigentlich die Angaben vorher § 355]; die Erzählung scheint erfunden zu sein, um die Mutterliebe des H. in besonderem Lichte erscheinen zu lassen, eine kleine Abschwächung freilich § 356). Hier, wo man ihm und den Seinen wirklich ergeben war, hatte er sofort größeren Zulauf, aber er erkannte, daß er trotzdem für sich allein nichts gegen seine jüdischen Gegner und deren Verbündete ausrichten könne. So entschloß er sich, seine Angehörigen dem Schutze der starken idumäischen Festung Masada anzuvertrauen und selbst die Hilfe des Auslandes anzugehen.
Der Nabatäerkönig Malchus, von dem er in Anbetracht der alten Verbindung seines Geschlechts mit den nabatäischen Arabern wenigstens Geldunterstützung erhofft hatte, hat ihn aber ohne weiteres abgewiesen (bell. Iud. I 274–276; ant. Iud. XIV 370–373); mit dem vertriebenen Regenten, dem Gegner der augenblicklich so mächtigen Parther, wollte man keinerlei Verbindung haben. H. hat sich daraufhin nach Ägypten begeben; jedoch verfolgte er hierbei nicht den Zweck, von Kleopatra Hilfe zu erbitten (Keims Angabe 29, er wollte hier Antonius aufsuchen
Walter Otto: Herodes. Beiträge zur Geschichte des letzten jüdischen Königshauses. Metzler, Stuttgart 1913, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otto_Herodes.djvu/033&oldid=- (Version vom 1.8.2018)