oder durch Auszüge in den Vereinsorganen als Werbemittel zur Mitarbeit dienen mögen. Einige Exemplare hoffen wir in Graz verteilen zu können.
Zur Ergänzung sei noch erwähnt, daß Larsen für seinen Plan auch in Frankreich die Werbetrommel geschlagen und hier allseitiges Entgegenkommen gefunden hat.
Angesichts der großen Aufgaben, die den Verband beschäftigen, mag es unzulässig erscheinen, daß die Studien eines einzelnen über die Schranken stiller Arbeit hinaus an die Öffentlichkeit treten und die Aufmerksamkeit weiterer Kreise in Anspruch nehmen. Aber es geschieht nicht zu eigenem Nutzen, sondern zur Erhaltung wertvollen Volksgutes, wenn ich im Hinblick auf die Zeit der Sommerreisen an alle, die es angeht, die Bitte richte, auf Sammlung naturdeutender Sagen nach Möglichkeit bedacht zu sein. Wie schon die zwei ersten Bände meiner Natursagen lehren, ist deutsches Material sehr spärlich vorhanden. Noch auffallender ist dessen Fehlen bei den Tiersagen, mit deren Druck ich jetzt zu tun habe. Ich bin der Meinung, daß auf diesem Gebiete sehr schlecht gesammelt worden ist – warum ist denn in Mecklenburg Ausbeute möglich? – und ich möchte wenigstens zu dem Versuche anregen, das Versäumte durch Nachlese wieder gut zu machen. Natursagen lassen sich gewiß leichter sammeln, als alle andern Sagen; selbst der Wanderer kann bei flüchtigem Verweilen Sammlerglück haben, denn die Frage nach der Beschaffenheit irgend eines vorliegenden Naturgegenstandes und dessen sagenhafter Deutung ist bald getan und bald beantwortet. Wer gleich mir von der Wichtigkeit dieser Sagen überzeugt ist, der erinnert sich wohl bei günstiger Gelegenheit meiner Bitte. Für die Veröffentlichung der so gewonnenen Schätze stehen unsere Zeitschriften für Volkskunde zur Verfügung. Die Wissenschaft wird für jeden Beitrag dankbar sein.
In meiner kurzen Ansprache auf dem Berliner Verbandstage habe ich die Bemerkung gemacht, daß von den deutschen Akademien für die Dialektforschung wenig Unterstützung zu erhoffen sei (Mitt. Nr. 8, S. 7). Leider habe ich mich mit dieser Aussage, wenigstens was die Berliner Akademie der Wissenschaften betrifft, im Irrtum befunden. Aus den Generalberichten der Deutschen Kommission geht unzweideutig hervor, daß diese „eine erschöpfende Aufnahme des Wortschatzes der Mundarten im Deutschen Reich und bei stammverwandten Nachbarn“ nicht nur auf ihr Programm gesetzt, sondern die Ausführung dieses Planes auch bereits zielbewußt in Angriff genommen hat. Ich muß diese unberechtigte Vermutung, zu der mich eine Bemerkung Kauffmanns in der Zeitschr. f. deutsche Phil. veranlaßt hatte, um so mehr bedauern, als sie vor Männern gefallen ist, die z. T. Mitglieder der Akademie sind und die uns in Berlin so gastliche Aufnahme gewährt hatten.
Buchdruckerei Richard Hahn (H. Otto), Leipzig.
Oskar Dähnhardt (Red.): Mitteilungen des Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde Nr. 9. Richard Hahn (H. Otto), Leipzig 1909, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mitteilungen_des_Verbandes_deutscher_Vereine_f%C3%BCr_Volkskunde_9.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)