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Seite:Meyers Universum 11. Band 1844.djvu/150

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wo er ein Asyl suchte, Verrath und Tod fand. Doch nicht seine persönlichen Schicksale allein tragen den großen Stempel des Alterthums: auch die Werke des öffentlichen Nutzens und die Monumente, welche er der Bewunderung der Nachwelt hinterließ, haben ihn. Geht nach Paris und seht dort seine Marktplätze, seine Wein- und Getreidehallen, seine Schlachthäuser, seine Wasserleitungen, seine Spitäler, seine Hafenbauten, seine Straßen; betrachtet auch seinen Triumphbogen, den wir kürzlich beschrieben haben, und seine Ehrensäule, hingestellt, Allen verständlich, unter freiem Himmel auf offenem Markte, jedem Auge und jedem Urtheil zugänglich, hingestellt vor die großen Augen des Volks: und ihr werdet gestehen müssen: auch da ist der Geist des alten Roms, auch da weht der Hauch der großen Vergangenheit. Herrlicheres als der Bogen der Etoile hat selbst Rom und Griechenland nicht aufzuweisen, und die Säule des Vendomeplatzes stellt sich, sowohl der Composition als der Ausführung nach, dem Größten zur Seite, was frühere Zeiten bewunderten.

Diese Siegessäule zur Verherrlichung der französischen Heere wurde nach dem berühmten Feldzuge von 1805 aus 1200 eroberten russischen und österreichischen Kanonen gegossen. Ihr Vorbild war die Säule des Antonin in Rom. Im Jahre 1806 wurde ihr Grund gelegt; 1810 ist sie vollendet worden. Ihre Höhe beträgt 118 Fuß, das Piedestal nicht mitgerechnet; ihre Fundamentmauern reichen 30 Fuß in die Tiefe; ihr Durchmesser ist 12 Fuß. Sie steht auf den Grundpfählen, welche nichtswürdige Schmeichelei hundert Jahre früher eingerammt hatte, um eine kolossale Reiterstatue Ludwigs XIV. darauf zu stellen. 1,800,000 Pfund Erz gingen zum Guß des Schafts auf. Der Fuß, von 25 Fuß Höhe, zeigt auf seinen vier Seiten Basreliefs von Kriegstrophäen. Ueber dem Säulenstuhl, auf einer Attika, sind Eichen- und Lorbeerkränze angebracht, die an den 4 Ecken durch Adler getragen werden. Spiralförmig windet sich die erzene Siegs-Legende Napoleons und seiner Heere an den Schaft hinauf – von dem Abzuge aus dem Lager bei Bologna an bis zum Friedensschluß, welcher dem großen Tage von Austerlitz folgte. Im Innern des Denkmals führt eine Wendeltreppe von 176 Staffeln zur Gallerie, die auf dem Kapital angebracht ist. Ueber jener erhebt sich in Kreisform die Laterne. Sie endigt in einer Kuppel, auf welcher man die Inschrift liest:

Denkmal, errichtet zum Ruhme der großen Armee.
Begonnen am 25. August 1805, beendigt am 25. August 1810.

Auf dem Gipfel stand ehemals eine Statue Napoleons von Chaudet: – der Cäsar in der Tracht der Cäsaren, die Toga um die Schulter, den Lorbeerkranz auf dem Haupte, tragend in seiner Rechten eine Bildsäule des Siegs, zu seinen Füßen der Adler. „Jahrtausende werden an dem Bilde des Imperators vorüberziehen, und die Enkel des weltherrschenden Frankreichs werden hinaufweisen und die Geschichten erzählen von ihrem Herkules