Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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wieder zu zerstreuen, den ich so unglücklicherweise erregt hatte. Wenn ihr Vertrauen wieder hergestellt sein würde, dürften sie vielleicht bald meine Schritte weniger wachsam beobachten, und dann würde ich vielleicht eher eine sich darbietende Gelegenheit zur Flucht benutzen können. Ich beschloß also gute Miene zu bösem Spiel zu machen und männlich zu tragen, was auch sich ereignen möge. Dies gelang mir viel besser als ich selbst erwartet hätte. Zur Zeit des Besuchs von Marnoo war ich, so weit ich zu berechnen vermochte, etwa zwei Monate im Thale gewesen. Obgleich noch nicht gänzlich von meiner sonderbaren Krankheit wieder hergestellt, die noch immer in mir stak, war ich doch frei von Schmerzen und konnte mir Bewegung machen. Ich durfte einer baldigen völligen Genesung mit Recht entgegensehen. Da ich nun in diesem Punkte keine Befürchtungen mehr hatte und entschlossen war, die Zukunft furchtlos zu erwarten, so nahm ich von Neuem an allen den geselligen Vergnügungen des Thales Theil und suchte alle Sehnsucht und selbst die Erinnerung an mein früheres Leben in den wilden Freuden, die es bot, zu begraben.
Auf meinen verschiedenen Wanderungen durch das Thal ward ich nach und nach vertrauter mit dem Charakter seiner Bewohner und immer mehr über die kindliche Fröhlichkeit erstaunt, die durchweg unter ihnen vorherrschend war. Die Gemüther dieser einfachen Wilden, gänzlich frei von der
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)