Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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ich gehalten wurde, bitter zu empfinden. Ich konnte mit Niemandem mich frei unterhalten, Niemandem meine Gedanken mittheilen, Niemand konnte mir meine Leiden nachfühlen. Tausendmal dachte ich daran, wie viel angenehmer meine Lage gewesen sein würde, wäre Tobias noch bei mir gewesen; aber ich war allein und der Gedanke war mir schrecklich. Dennoch, trotz meines Kummers, that ich Alles, was in meiner Macht stand, um ruhig und heiter zu scheinen; indem ich wohl wußte, daß ich nur meinen eignen Wünschen neue Hindernisse entgegenstellen würde, wenn ich irgend Unruhe oder den Wunsch zur Flucht zeigte.
Zu dieser Zeit war es, daß die schmerzliche Krankheit, an welcher ich gelitten hatte, nachdem sie fast völlig nachgelassen, sich wieder einstellte, und zwar mit ernsteren Symptomen als je. Dieses neue Unglück entmannte mich fast ganz. Die Wiederkehr der Krankheit zeigte mir, daß ohne Anwendung starker Arzneimittel jede Hoffnung auf Wiederherstellung eitel sei, und wenn ich bedachte, daß eben jenseits der Höhen, welche mich umgaben, die ärztliche Hülfe sei, deren ich bedurfte und ich, obgleich so nahe, sie nicht aufsuchen konnte oder durfte, so machte mich dieses völlig elend.
In dieser unglücklichen Lage trug jeder Umstand, welcher auf die wilde Natur der Wesen, welche mich umgaben und in deren Gewalt ich war, hindeutete, zur Vermehrung
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/203&oldid=- (Version vom 1.8.2018)