Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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die Frucht gänzlich, außer in einem gewissen Grade der Reife, dessen sie sich, unglaublich, wie es scheinen mag, innerhalb weniger Stunden zu vergewissern im Stande sind. Andere sind noch eigener in ihrem Geschmack; diese sammeln einen Haufen der Nüsse in allen verschiedenen Reifegraden, zapfen sie auf sinnreiche Weise an, und nippen erst aus der einen dann aus der andern, wie leckere Weinschmecker mit dem Glase in der Hand eine Reihe staubiger Stückfässer von verschiedenen Weinlesen durchprobiren. Einige der jungen Leute mit gewandteren Körpern und vielleicht mit muthigeren Seelen als ihre Cameraden, hatten eine Art, den Stamm der Cocosbäume zu erklimmen, welche mir an das Wunderbare zu grenzen schien, und wenn ich sie auf diesen Wanderungen sah, hatte ich das sonderbare Gefühl von Angst, welches ein Kind empfindet, wenn es eine Fliege mit den Füßen nach oben an der Decke kriechen sieht.
Ich will versuchen die Art zu beschreiben, auf welcher Narnee, ein edler, junger Häuptling, zuweilen zu meinem besondern Vergnügen dieses Kunststück ausführte, aber seine Vorbereitungen dazu müssen auch erzählt werden. Wenn ich ihm andeutete, daß ich wünsche, er möchte mir die jungen Früchte eines bestimmten Baumes pflücken, nahm der schöne Wilde eine plötzliche Stellung von Überraschung an und heuchelte ein Erstaunen über ein augenscheinlich so thörichtes Verlangen. Nachdem er diese Stellung einen Augenblick beibehalten
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)