Zürnte er ihr, dass sie ihm widerstand?
Ach – – –!
Und dann kam ihr ein Gedanke. Sie drehte das elektrische Licht aus, und leise und zagend schlich sie sich zu ihm und legte ihren Arm um seinen Hals.
Und er – er stiess sie zurück, und biss die Zähne aufeinander.
Hahaha, um seine Nähe erträglich zu finden, musste es erst dunkel um sie her sein! So unangenehm war er ihr!
O nein! er wollte sie nicht belästigen, – er konnte verzichten!
Schweigend und rasch kleidete er sich aus und wühlte sich in sein Bett ein. Er vergrub den Kopf in die Kissen, um nicht laut herauszuschreien und erstickte das Schluchzen und die Thränen, die in ihm aufstiegen, und seine Qual wurde dadurch noch grösser.
Wie war er doch so unglücklich!
Und Lea begriff immer noch nicht!
Konnte denn ein Mann nicht verstehen, wie ein jungfräuliches Weib fühlt, selbst wenn es mutig ist?
Konnte er deswegen zürnen?
Wie wenig Verständnis die Männer doch manchmal für das Weib haben,
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/71&oldid=- (Version vom 10.11.2016)