an sich und presste sie so heftig in seine Arme, dass sie ein leises Stöhnen nicht unterdrücken konnte. Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände, und seine Augen strahlten sie an, – heiss, begehrend.
Und da empfand sie die Furcht des Weibes vor dem Manne, dem es sich hingeben soll, – – – Lea entwand sich plötzlich seinen Armen und floh scheu und zitternd in eine Ecke des Gemaches.
Sie stand da, kämpfend und schamhaft und richtete ihre Augen angstvoll und abwehrend, gemischt mit zitternder Liebe und Verlangen auf den Mann.
Aber Ludwig sah nur die Angst und die Abwehr. Und alle Dämonen des Zweifels und des Misstrauens ergriffen wieder Besitz von ihm und führten in seiner Seele einen Höllentanz auf.
Der Glanz seiner Augen erlosch und halb gebrochen sank er in den Sessel, von dem sein junges Weib geflohen war.
Lea sah das – und begriff nicht.
Der Gedanke kam ihr nicht, dass er ihr jungfräuliches Widerstreben auffassen konnte als Abscheu, den sie vor der intimsten Berührung mit ihm empfinden könne.
Was war mit ihm?
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/70&oldid=- (Version vom 10.11.2016)