Kinderzeit kannte und mit ihm wanderte in seinem Märchengarten.
Der Thee war indessen fertig, und sie schlürften den heissen Trank und knabberten Biskuits dazu ... die Lampe mit dem roten Schleier verbreitete solch mildes Licht, und die brennenden Scheite im Kamin warfen rötliche Streifen auf die weissen Felle .....
Ludwig schien es wie im Traum.
Neben ihm sass das holdselige Weib, das mit ihm plauderte, das für ihn sorgte und ihn anlächelte.
„Wie ist doch das Leben so schön!“ er hatte es nur geflüstert, aber sie verstand es und sah ihn lächelnd an.
„Heute zum erstenmal, nicht wahr?“ sagte sie neckisch und mit jenem Anflug von Schelmerei, der sie so entzückend kleidete.
Er nickte.
„Mir erscheint es auch schön,“ sagte sie, „vielleicht auch heute zum erstenmal ...“, setzte sie ganz leise hinzu.
Und dann sahen sie sich an, und die reinen unberührten Seelen der beiden Menschen versenkten sich in einander, und die Sehnsucht, die jahrelang in ihren Herzen gewohnt hatte, schwieg.
Zwei Stunden waren dahingeglitten
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/53&oldid=- (Version vom 10.11.2016)