– – – Ludwig bemerkte es nicht ... er rührte sich nicht vom Platze.
Da erhob sich Lea und trat zu ihm hin. –
Schweigend stand sie einen Augenblick vor ihm ... und unwillkürlich erhob er sich auch.
Auf ihren Zügen lag eine leichte Verlegenheit ... da legte sie plötzlich heiss errötend ihren Arm um seinen Hals.
Ludwig erzitterte unter ihrer Berührung ... er sah sie trunken vor Glück an und er beugte sich zu ihr nieder, um sie zu küssen.
Aber selbst in diesem Augenblicke erinnerte er sich seines entstellenden Fehlers und traurig wandte er sein Gesicht wieder ab. –
Sie hielt ihn aber fest und bog seinen Kopf zu sich herab.
„Doch, – küsse mich,“ flüsterte sie, „Du darfst es!“
Da schlang er leidenschaftlich seine Arme um ihre Schulter, und presste sie an sich, als wolle er sie nie mehr loslassen .. und küsste sie ... küsste sie – –
Plötzlich machte sie sich sanft los und sah ihm mit einem undefinierbaren Blick tief in die Augen.
„Aber warum schliessest Du die
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/54&oldid=- (Version vom 10.11.2016)