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Seite:Lebensläufe Meissner Künstler.pdf/52

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und es ist anerkennenswert, daß er, als er bereits seinem wichtigen Posten zu Meißen vorstand, noch viele Jahre bei dem damaligen dritten Kollegen der Fürstenschule, Herrn Mag. Weißen, täglichen Unterricht zur Erklärung der schweren mythologischen Dichter nahm. Seine bekannte Uneigennützigkeit und seine treue Zuneigung gegen die Porzellanmanufaktur, deren Flor er durch seinen Fleiß merklich emporgebracht hatte, verstatteten ihm nicht, die Vorteile unterschiedener auswärtiger Berufungen anzunehmen, selbst den Ruf des preußischen Monarchen, welcher ihm in dem letzten Kriegsjahre einen ansehnlichen Gehalt anbieten ließ, suchte er abzulehnen.“

Ein jüngerer Bruder Kändlers ist Christian Heinrich Kändler,[1] der an der Manufaktur Modelleur war und als kurfürstlicher Kammerkondukteur und Vorgesetzter des weißen Corps bei derselben am 25. November 1765 starb. Dessen Sohn, nicht des älteren Bruders, ist der nachmalige Stadtrichter und Bürgermeister von Meißen Traugott Leberecht Kändler. Übrigens lernte auch ein Vetter Kändlers aus Neukirch im Vogtland in der Manufaktur das Modellieren und ging dann in fürstlich ansbachische Dienste, in denen er die Manufaktur zu Bruckberg in Franken begründen half. (Füßli 2, 611.) Ob mit diesen Kändlers der hiesige Steinmetz Christian Friedrich Kändler, † 1750, verwandt ist, ist ungewiß. Derselbe war aus Zwickau 1746 hierher gekommen.

Georg Friedrich Kersting[2] wurde zu Güstrow in Mecklenburg am 22. Oktober 1783 geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt. Talent und Neigung für die Kunst führten ihn auf die Akademie der bildenden Künste nach Kopenhagen. Nach einigen Jahren ging er zu weiterer Ausbildung nach Dresden. In den Künstlerkreisen daselbst lernte er 1811 oder 1812 auch die Malerin Louise Seidler kennen, welche in ihren Lebenserinnerungen von seinem wirtschaftlichen und künstlerischen Leben anmutig zu erzählen weiß. Er beschäftigte sich damals besonders mit Porträtieren und liebte es,


  1. Trauregister der Stadtkirche 1738. S. 46. Dasselbe 1783. Taufregister 1739. nr. 22. Totenbuch z g. J. Für Christian Friedrich K. vgl. Bürgerbuch (Stadtarchiv) nr. 144. Totenbuch 1750. nr. 5.
  2. Uhde, Erinnerungen und Leben der Malerin Louise Seidler 1875. S. 46, 47, 88—90, 121. Goethes Werke a. a. 0. v. Biedermann, Goethe und Dresden 1875. S. 29, 118. Ad. S., Geschichte des Lützowschen Freikorps 1826. S. 105. Förster, Befreiungskriege 1, 857. Trauregister der Stadtkirche 1818. Ludwig Richter, Lebenserinnerungen. S. 303, 304. Cottasches Kunstblatt 1847. 8. 256 u. f. Meißner Wochenblatt 1847. nr. 58. Müller, die Künstler aller Zeiten und Völker 2, 478. Nagler, 6, 533 (ganz dürftig) nennt ihn fälschlich Karsting.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/52&oldid=- (Version vom 25.1.2025)