Gruppe, welche zur Feier des Hubertusburger Friedens 1763 angefertigt wurde. Vor dem Altar, auf dem das Dankopfer brennt, neigt sich die Göttin des Friedens liebevoll zu der Frauengestalt herab, die, in den kurfürstlich sächsischen Purpur gekleidet, matt und verlangend dem Frieden, der ihr vom Boden aufhelfen wird, entgegenschaut.
Auch als Monumentalbildhauer hat sich Kändler bewährt, wenngleich die Ausführung in Porzellan seines im Johanneum in Dresden befindlichen Entwurfs zu einem kolossalen Reiterstandbild Augusts III. mißlang, weil die einzelnen Stücke, aus welchen dasselbe zusammengesetzt werden sollte, nicht zusammenpaßten, nachdem sie gebrannt waren.
Dauernd aber hat sich sein Ruhm in seinen für Herstellung in Porzellan angefertigten kleineren Gruppen, Figuren u. s. w. befestigt. Lebendig spricht aus ihnen die hohe Bildung des Meisters, ein ungewöhnlicher Reichtum des Geistes und eine originelle und heitere Laune. Unerreicht von den Fachgenossen seiner Zeit, bewundert von ihnen und den nachgeborenen, heute, wie vor hundert Jahren, von Kennern und Liebhabern der keramischen Kunst hochgeschätzt und vielfach gekauft, daher nicht antiquiert, sondern bei ihrer Ideenfülle, frischen Natürlichkeit und maßvollen Behandlungsweise der Stilrichtung jederzeit sich anschmiegend, geben Kändlers Werke Zeugnis von der Unsterblichkeit eines Meisters, ohne dessen Wirken die Königl. sächsische Porzellanmanufaktur die Höhe ihres Ruhmes nie erreicht haben würde.
Nach seinem Tode erschien in der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freien Künste 1775, Bd. 18, 296 u. f. unter Hinweis darauf, daß Deutschland einen seiner größten Künstler verloren habe, ein gut geschriebener Aufsatz über sein Leben und Wirken, aus dem noch folgende Mitteilung hervorgehoben sein mag: „Kändlers Einbildungskraft war feurig, seine Ausführung edel, und er besaß die seltene Leichtigkeit, das Eigene und Charakteristische eines jeden Gegenstandes auf den ersten Blick zu ergreifen. Er bildete seine schönsten Stücke aus freier Hand, ohne erst Skizzen und Zeichnungen davon zu entwerfen. Auf sein Herz hatte sein Geschmack den besten Einfluß. Das moralisch Fehlerhafte und Häßliche war ihm äußerst zuwider und keine Rücksicht konnte ihn abhalten, den Abscheu, den er daran empfand, laut zu bezeugen. Er war ein redlicher Vater seiner Familie, ein sorglicher, warmer Freund, ein eifriger, nicht zu ermüdender Patriot. Er hatte die alten Schriftsteller in der Jugend mit solchem Erfolge studiert, daß sie auch in seinen hohen Jahren noch seine Ergötzung ausmachten,
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/51&oldid=- (Version vom 25.1.2025)