ein Blick auf die Anleihewirtschaft des Deutschen Reiches veranschaulichen. Offenbar würden sich technische Unzuträglichkeiten einstellen, wollte der Staat für die Lieferungen Zug um Zug Stücke der Kriegsanleihe ausgeben. Diese Unzuträglichkeiten überwindet, als technisches Mittel der Güterübertragung, das Geld. Der Staat wendet sich nicht allein an die Lieferanten, er wendet sich an die Gesamtheit seiner Bürger und bietet Kriegsanleihe jedermann zum Kaufe an. Wer Ersparnisse gemacht oder eben Gewinne erzielt hat, verwendet sie zum Ankauf von Kriegsanleihe; für diejenigen, die über kein Bank- oder Sparkassenguthaben verfügen, wohl aber über Vorräte oder Produktionskräfte, die der Staat benötigt, wurden Darlehenskassen eingerichtet, bei welchen jedermann gegen Verpfändung solcher Vorräte papierene Geldscheine geliehen erhält. Um es an einem Beispiel zu zeigen: jedes Kilogramm Kupfer kann sich in einen 3 Mark-Darlehenskassenschein verwandeln, wer 100 Tonnen Kupfer auf Lager hat, kann sie verpfänden und 300,000 Mark Kriegsanleihe zeichnen. In den Staatskassen strömen als Einzahlungen auf die Kriegsanleihen sowohl jene Bank- und Sparkassenguthaben zusammen wie diese in Darlehenskassenscheinen mobilisierten Vorräte, und nun hat der Staat auch die Mittel, um jedes im Lande überhaupt vorhandene Quantum von Kupfer und Baumwolle, Stahl und Leder und Chemikalien anzukaufen und die Weiterverarbeitung dieser Rohstoffe zu Gegenständen des Kriegsbedarfs zu bezahlen
Julius Landmann: Die Kriegsfinanzen der Großmächte. Buchdruckerei zum Basler Berichtshaus, Basel 1915, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LandmannKriegsfinanzen.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)