Requisitionsscheine erhielt, empfand so wenig Anreiz zum Weiterarbeiten, daß zahlreiche Betriebe sequestriert und für Rechnung der Krone weitergeführt werden mußten. Der moderne Staat requiriert nicht im Inlande, die Leiturgien müssen heute bezahlt werden.
Aus welchen Mitteln werden sie bezahlt? Der nächstliegende Ausweg, den erhöhten Bedarf durch erhöhte Steuern zu decken, versagt. Die Mittel, die selbst starke Steuererhöhungen zu liefern vermögen, sind winzig klein, an den Bedürfnissen des heutigen Krieges gemessen. England hat, den alten und vornehmen Traditionen seiner Finanzpolitik folgend, auch in diesem Kriege einen Teil der Kriegskosten durch Kriegssteuern zu decken versucht. Es blieb beim Versuche. In den 2 Jahrzehnten englischer Kriege gegen das revolutionäre und napoleonische Frankreich wurden gut 2/3 des Kriegsbedarfes durch Kriegssteuern aufgebracht; heute decken die englischen Kriegssteuern kaum den durch den Krieg bewirkten Ausfall in den ordentlichen Staatseinnahmen. Da Requisitionen und Steuern versagen, ist der Staat bei der Finanzierung des Krieges auf Anleihen angewiesen. Durch Anleihen erlangt der Staat die Verfügungsgewalt über die in der Vergangenheit gebildeten Gütervorräte, über die Reserven seiner Volkswirtschaft und über die produktiven Kräfte der Gegenwart, die Gegenleistung in der Form von Zinsen und Tilgungsquoten erstattet er in der Zukunft.
Der Staat bezahlt die Lieferungen mit Anleihen. Die Mechanik dieses Zahlungsprozesses mag uns
Julius Landmann: Die Kriegsfinanzen der Großmächte. Buchdruckerei zum Basler Berichtshaus, Basel 1915, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LandmannKriegsfinanzen.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)