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Seite:Kunstausstellung in Dresden.djvu/8

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Kunst-Ausstellung in Dresden.
(Fortsetzung.)

Herr Professor Graff hat unsern würdigen Oberconsistorialpräsidenten, den Hrn. Baron von Gärtner, mit lebendiger Wahrheit dargestellt. Es ist ein Kniestück. – Herr Hofmahler Schmidt, der bekanntlich sehr gut trifft, hat in Paris das Porträt des Oberconsuls in Pastell gemahlt und hier ausgestellt. Der Kopf war schön gezeichnet, und die Manier sanfter und weicher, als es gewöhnlich bei den Porträts dieses Künstlers der Fall ist. – Die Erdfarbe des Gesichts sah beinahe Aegyptisch aus. Man wiederholte sich bei dieser Gelegenheit die Bemerkung eines Franzosen, der hier Bonaparte’s sehr getroffenes Bildnis zeigte, und auf den mitleidigen Ausruf einer Dame: „Ah, mon Dieu, qu’il est pale! zur Antwort gab: Il n’est pas seulemens pale; il est jaune, il est verd quelquefois! –“

Dort hält schmeichelnd ein Mädchen einen Vogel ans Kinn. Dieses Pastellgemählde von Hrn. Wagner, ein Kniestück, ist Porträt; aber trefflich idealisirt. Das Mädchen ist ganz das Kind der freien Unbefangenheit. Die Farben sind bescheiden und gut verschmelzt; doch schien die Landschaft vernachlässigt zu seyn.

Eine weiche und warme Behandlung, ein schönes Colorit, und vorzüglich eine Phantasie, welche sich tief in andre Wesen hineinzuschmiegen weiß und ihr Innerstes gleichsam herausholt, charakterisiren drei Pastellgemälde der Dem. Stock. Zwei Porträts sprachen das Leben aus; besonders der schöne Kopf des hiesigen Französischen Legationssecretärs. Die Copie der Maria mit dem Kinde Jesu nach Ramenghi war der Künstlerin, die ihren frei bildenden Genius zu oft bindet, würdig.

Drei Porträts der Herzoge von Mecklenburg-Schwerin und Strelitz, und des Prinzen Ernst von Mecklenburg-Strelitz, in Oel, von Herrn Zeller schon vor einiger Zeit gemahlt; das Porträt Friedrich Schlegels, im Costum eines alten Philosophen, von Dem. Alberti, in Oel; einige Porträts von Hrn. Caffe in Leipzig, in Pastell, und einige andere in Oel von Hrn. Faber gemahlt, verdienen, als brav gearbeitet, ausgezeichnet zu werden.

Die Landschaftsgemälde allein konnten ein kleines Cabinet füllen; und doch fehlten noch Blätter von Klengel, Zingg u. a. Mechau hatte nichts, die Dem. Freystein in Leipzig nur Ein Blatt ausgestellt. Von Klengel sah ich heute drei Oelgemälde. Die Begräbnißkapelle des Herrn von Holzschur, auf dem St. Johanniskirchhofe zu Nürnberg, gefiel durch ihren harmonischen Ton. Die Mondscheibe schien einigen nicht die Farbe der Natur zu haben. Das Gewölk, worin dieser sentimentale Planet schwamm, die finstre Wölbung des Hains und die matte Beleuchtung des Crucifixes gaben der Landschaft Sinn und Interesse. Auch die Landschaft in der Abendämmerung war verständig komponirt und in dem Geiste eines Claude Lorrain vollendet. Der bemooste Felsblock, die alte steinerne Brücke und die Baumgruppe im Vordergrunde waren überaus sorgfältig ausgearbeitet, und bildeten mit dem milden, arkadischen Hintergrunde einen interessanten Kontrast. Weniger Poesie glaubte ich in der dritten, größern Landschaft zu finden. Sie schien für „einen Sonnenuntergang“ immer noch zu eng begrenzt. Die Beleuchtung war, wie man es von Klengel erwarten darf, brillant; allein man konnte der Sonne, die eben hinter den Hügel hinabsank, dreist ins (blaue?) Antlitz sehen. Sollte hier nicht eine Verhüllung eben so rathsam seyn, wie dort bei dem Haupte des Agamemnon?

(Die Fortsetzung folgt.)

Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Kunstausstellung in Dresden. Sanders Buchhandlung, Berlin 1803, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kunstausstellung_in_Dresden.djvu/8&oldid=- (Version vom 11.1.2025)